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Florian Russi: Papier gegen Kälte

Eine packende Mischung aus Entwicklungsroman und spannendem Thriller. 

Der Meininger Hof in Kranichfeld

Der Meininger Hof in Kranichfeld

Florian Russi

Meiningen im Landkreis Weimar? Die verschlungenen Pfade der Geschichte haben es möglich gemacht. Von 1826 bis 1866 gehörte ein Teil des Städtchens Kranichfeld, das sog. Oberkranichfeld (südlicher Teil von Hohenfelden und Teil Stedtens), zur Niederherrschaft des Herzogtums Sachsen-Meiningen. Die Grenze ging mitten durch den Ort und durchzog auch den „Meininger Hof", deren Besitzer 1860 vom Meininger Herzog die Konzession zum Betreiben einer Gaststätte erhielt. Einen kleinen Vorteil zog die politische Trennung der Stadtteile für das gastliche Haus nach sich: Wenn in Sachsen-Weimar und Sachsen-Meiningen unterschiedliche Polizeistunden festgelegt waren, konnten die Gäste in den Teil der Gaststube überwechseln, in dem sie länger bedient werden durften.

Das Hotel-Restaurant „Meininger Hof" in Kranichfeld pflegt die Erinnerung an einen lange andauernden Teil der Geschichte Thüringens. Die über Jahrhunderte währende Kleinstaaterei hat viele Burgen, Schlösser, denkwürdige Stätten und historische Figuren und Persönlichkeiten hervorgebracht. Zu den historischen Persönlichkeiten, auf die Kranichfeld besonders stolz ist, gehört der in dieser Stadt im Jahr 1840 geborene Liederdichter Rudolf Baumbach („Hoch auf dem gelben Wagen", „Die Lindenwirtin"). Nachweisen lässt sich, dass er den Meininger Hof im Jahr 1893 auf Einladung des örtlichen Sägewerkbesitzers Emil Schönau besucht hatte. 

Im Jahr 1899 wurde das Gasthaus während eines großen Brands in der Stadt völlig zerstört, aber bis 1901 wieder aufgebaut. Während des sozialistischen Systems der ehemaligen DDR diente es mehrere Jahre als Leitungszentrale für einen regionalen Feriendienst des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund). Heute ist der Meininger Hof wieder in Privatbesitz und wird von der Inhaberfamilie Janka mit viel persönlichem Engagement geführt.

Eine kleine, aber sehr empfehlenswerte Speisekarte bietet frisch zubereitete regionale Gerichte an. Rinderroulade mit Thüringer Klößen und Rotkraut darf im Freistaat auf keiner Karte fehlen. Empfehlen kann ich auch die panierte Rinderleber mit Röstzwiebeln, Kartoffelkroketten und Salatbeilage. Von den Nachbartischen hörte ich auch den Kuchen sehr loben. Eine Auswahl von deutschen Weinen rundet das preiswerte Speiseangebot ab.

Das Haus hält 19 Gästezimmer bereit, zwei hübsche Nebenräume bieten Platz für bis zu 50 Personen. Als ich im Restaurant einkehrte, war eine älteres Ehepaar von Ambiente, freundlicher Bedienung und Beköstigung so sehr angetan, dass es lautstark beschloss, eine ursprünglich andernorts geplante Feier in den Meininger Hof zu verlegen. Ähnlich angetan zeigte sich Altbundespräsident Walter Scheel, als er, den Spuren Rudolf Baumbachs folgend, im Gästebuch des Hauses Küche und Keller würdigte. Für ihn war und für viele ist heute noch der Meininger Hof Startplatz für reizvolle Ausflugs- und Wanderziele.

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Fotos: Florian Russi

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