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Florian Russi

Reden wir von der Liebe

Liebe ist ein Thema, das jeden berührt. Doch schon Heinrich Heine stellte die verzweifelte Frage: "Hat keiner ihr Wesen ergründet?" Florian Russi hat sich diesem Unterfangen gestellt und vieles zusammengetragen, was in der Welt über die Liebe gedacht, gesagt, gesungen und geschrieben wurde. Ohne Umschweife erzählt er aus Mythen und Sagen, stellt berühmte Paare vor und beschreibt ihr oft abenteuerliches Liebesleben.

Sage vom „Mordgarten“

Sage vom „Mordgarten“

Anette Huber-Kemmesies

Um der Ehre willen - über einen Zweikampf mit Folgen.

Von der Methode des Duellierens wurde schon in der Antike Gebrauch gemacht um Fehden zu entscheiden. Im Neuzeitlich Duellbegriff steht die Mannesehre im Vordergrund. Das Duell bzw. die Entscheidung durch ein Duell sollte dabei Genugtuung verleihen und dadurch die Ehre eines Beleidigten wieder herstellen. Auch in der hier aufgeführten Sage fühlte sich ein Jüngling durch seinen Nebenbuhler beleidigt, denn dieser hat die Gunst der Angebeteten erlangt. Die Verletzung seines Ehrgefühls versuchte er durch eine Herausforderung zum Zweikampf wieder herzustellen - mit großen Verlusten für die andere Seite.
 
„Unter der Burg Gleichen beim Freudenthale liegt ein vormals von alten Bäumen umschatteter Platz, der wird der Mordgarten genannt; es war ein Ort der Zweikämpfe. Es ist nun weite über 100 Jahre her, daß zwei junge Männer zugleich eine schöne Arnstädterin liebten, die nur einen von ihnen begünstigte. Der verschmähte Nebenbuhler suchte Händel mit dem Beglückten, die sich beim Spiele leicht fanden; man forderte sich und schlug sich im Morgengrauen auf Pistolen. Die Geliebte sandte ahnungslos am Morgen des Kampftages ihrem Liebsten das übliche Brauthemde - es wurde sein Todtenhemd, er wurde darin begraben, denn er fiel auf den ersten Schuß. Darauf hat die Jungfrau ihrem Freund im Freudenthale, das ihr ein Jammerthal ward, gleich jener Kefernburgerin Sybilla, ein Kreuz an der Stätte errichten lassen, an welcher er um sie den Tod empfangen. Dies alte Kreuz mag wohl noch stehen; im Jahre 1820 stand es noch und wurde darauf gelesen der Name und die folgende Schrift:
Herr
CHRISTIAN FRIEDRICH KARL v. BOSE
ward hier getödtet den 9. Martij
Anno 1717.
Christi Blut hat mich befreit von der Höllen
Rachen
Mein Blut
Umb Rache
schreyt 
Gott befehl ich mein Sachen."
 
 
 *****
 

(Quelle: Heinrich Kruspe: Sagenbuch der Stadt Erfurt, Gesamtausgabe von 1877 mit 160 Sagen, 4. Reprintauflage, Rockstuhl Verlag 2010.)

 

Vorschaubild:  Kreuz, Gallen35, Wikipedia, (CC BY-SA 3.0)

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