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kurze Theaterstücke für integrative Kindergruppen

Christina Lange und Florian Russi

Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen

Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen

Florian Russi

Er war einer der klügsten Fürsten seiner Zeit. Sein Land war klein (2.468 km²), es zählte nur wenige Einwohner (278.762 im Jahr 1910). Sollte er deren Leben unnötig aufs Spiel setzen? Soweit wie möglich verzichtete Georg auf kriegerische Abenteuer und übernahm militärische Führungsaufgaben nur, wenn ihn die politischen Verhältnisse dazu zwangen. Stattdessen förderte er die Künste und führte in seinem Ländchen demokratische und freiheitliche Reformen ein, die dem Herzog den Zorn Kaiser Wilhelm II. einbrachten. Auch ohne Kriege führte er sein kleines Land zu großem Ruhm. „Die Meininger", eine von ihm geförderte und geführte Theatergruppe, reiste durch Europa, gab insgesamt 295 Gastspiele, führte 41 verschiedene Theaterstücke auf und begeisterte ein internationales Publikum. Georg wirkte kontinuierlich als Regisseur, Intendant und Anreger. Er legte Wert auf die Ursprünglichkeit der Texte, Handlungen, Schauplätze und Requisiten. Die Schauspieler hatten sich dem Stück unterzuordnen. Nicht der Star war gefragt, sondern das Ensemble. Die Wirkung hatte vom Werk und dem Anliegen des Autors auszugehen, nicht von der Selbstdarstellung oder gar den Allüren einzelner Schauspieler. Unterstützt wurde er dabei durch Ludwig Chronegk, einen aus Brandenburg an der Havel stammenden Schauspieler und Theaterfachmann. Georg berief ihn als Darsteller und später als Intendant und Regisseur an das Meininger Hoftheater und ernannte ihn schließlich zum Geheimen Hofrat.

Georg förderte auch andere Bereiche der Kunst, so insbesondere die Musik. 1880 berief er Hans von Bülow, den geschiedenen Ehemann von Cosima Liszt-Wagner und berühmten Klaviervirtuosen und Dirigenten, als Leiter der Meininger Hofkapelle, die bis zum Beginn des 1. Weltkrieges zu Weltruhm gelangte. Eine persönliche Freundschaft verband den Herzog mit Johannes Brahms, der mehrmals in Meiningen gastierte.

Georg wurde am 2. April 1826 in Meiningen geboren. Sein Vater war Bernhard II., Herzog von Sachsen-Meiningen, seine Mutter Marie, Prinzessin von Hessen-Kassel. Erzogen wurde er vor allem von Moritz Seebach, einem bedeutenden Pädagogen und auch der spätere Kindergartengründer Friedrich Fröbel wirkte dabei beratend mit. Von 1844 bis 1847 studierte Georg in Bonn und Leipzig Kunstgeschichte, Geschichte und Recht. Zu seinen Bonner Lehrern gehörte auch der Historiker und Schriftsteller Ernst Moritz Arndt.

Georg war dreimal verheiratet. Seine erste Frau, Charlotte, war eine preußische Prinzessin. Sie starb mit ihrem vierten Kind im Kindbett. Die zweite, Prinzesin Feodora Hohenlohe-Langenburg war die Tochter einer Halbschwester der britischen Königin Victoria. Nach Feodoras Tod im Februar 1872 heiratete Georg im Jahr 1873 die als Bürgerliche geborene Schauspielerin Ellen Franz (1839-1923), die schon seit 1868 seine Geliebte war. Vor der Hochzeit machte er sie zur Freifrau von Heldburg. Die Ehe wurde in Adelskreisen jedoch nicht als standesgemäß anerkannt. Ellen oder Helena, wie sie von da an offiziell hieß, war eine sehr hübsche Frau und unterstützte Georg bei seinen Theaterambitionen.

Georg setzte in Sachsen-Meiningen viele Reformen auch im politischen und gesellschaftlichen Bereich um. Er förderte die Gleichstellung von Frauen in pädagogischen und akademischen Berufen, demokratisierte die öffentliche Verwaltung und das Schulsystem. Bis heute zehrt die Stadt Meiningen vom Wirken dieses großen Herzogs.

Georg starb im Alter von 88 Jahren am 25. Juni 1914 in Meiningen. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Meininger Parkfriedhof.

  

    

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Vorschaubild: wikipedia - gemeinfrei

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