Thüringen-Lese

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Florian Russi

Wir sind die Peene-Kapitäne

Das kleine Heft ist für die Kinder des Kindergarten "Peene-Kapitäne" in Berlin entstanden. Darin finden sich mehrere farbig illustrierte Geschichten, die nicht nur die Fantasie der Kinder anregen sollen, sondern v. a. auch Selbstbewusstsein vermitteln und das "Wir"-Bewusstsein stärken. Die Illustrationen stammen von der Künstlerin Petra Lefin.

Das Heft ist auf Initiative des twsd in Berlin und Brandenburg entstanden.

Goswin Krackrügge

Anette Huber-Kemmesies

Unermüdlicher Tatendrang und ein Gespür für Recht und Gerechtigkeit - so könnte man den am 16.09.1804 in Westfalen geborenen Goswin Krackrügge kurz beschreiben. Schon mit 16 Jahren kam der Sohn eines Verwaltungsangestellten („Domäneninspektor") in die 4. Artillerie-Brigade in Münster um Bombardier zu werden. Mit gutem Zeugnis wurde er 1823 aus der Militärschule entlassen und hatte es bei der Landwehr bis zum Unteroffizier geschafft.

Nach seiner Zeit beim Militär arbeitete Krackrügge zunächst ab 1826 als des Bürgermeisters Sekretär in Witten und verrichtete solcherlei Arbeiten auch in Bochum, wo er sich erstmals gegen bestehende Mängel und Beamtenwillkür uneigennützig und mutig erhob. Sein Weg führte ihn aber weiter nach Elberfeld, wo er von 1833-36 als Zentralsekretär einer Wohltätigkeitsgemeinschaft arbeitete und sich für die Bürgerrechte einsetzte. Hier erfuhr er von dem Schicksal Kaspar Hausers und verfasste im Jahre 1834 zu diesem rätselhaften Findling eine Schrift mit dem Namen „Mord an Seele und Leib, verübt an dem unglücklichen Findling Kaspar Hauser". Durch die Herausgabe dieser Schrift erfreute sich Krackrügge großer Beliebtheit. Die Liste seiner Freunde und Anhänger stieg ungemein, aber auch die seiner Feinde.

Als er sich im thüringischen Schlotheim mit seiner Frau, dem Fräulein Kühn, geschäftstüchtig niederlassen wollte, wurde dies durch zweierlei Umstände vereitelt: einerseits wurde er sich der rechtlichen Zustände gewahr, andererseits schlug ihm aufgrund dessen der pure Hass und Beamtenwillkür, gegen die er sich Zeit seines Lebens auflehnte, in Person des Gerichtsdirektors Gottfried Berninger entgegen. Dieser bestach einen Haufen Arbeiter mit Geld, Schnaps und Nahrungsmittel, damit sie Krackrügge denunzierten. Doch dabei blieb es nicht: Sie drangen, angestachelt durch die Hasstiraden des Gerichtsdirektors, in Krackrügges Wohnung ein und demolierten sie. Krackrügge konnten diesen Schikanen nicht standhalten, räumte das Feld und traf in Erfurt ein, wo er zunächst ein Fabrikgeschäft für Seilerwaren eröffnete.

Doch nicht nur durch sein Handelsgeschick war Krackrügge eine wichtige Persönlichkeit Erfurts, sondern auch durch seine Tätigkeit als Demokrat. Er zeichnete sich hier besonders durch seinen Einsatz für die bürgerlichen Rechte und gegen die Beamtenwillkür aus (mehr dazu erfahren Sie auf den Seiten der Erfurt-Lese). Durch sein Engagement aber wurde Krackrügge, wieder einmal, Opfer der innenpolitischen und rechtlichen Verhältnisse. Dies bescherte ihm einen Arrest auf der damals (1724-1871) als Zucht- und Irrenhaus genutzten Leuchtenburg. Stolz und ohne Reue trat er seine Haft an, ja sein Heldenmut ging sogar soweit, dass er die vorzeitige Haftentlassung, die durch die Erfurter Bürger erzwungen wurde, nicht anerkennen und seine Strafe gänzlich absitzen wollte. Nichtsdestotrotz musste er dem Beschluss Folge leisten und verließ daraufhin Thüringen, um in seine Heimat Westfalen zurückzukehren.

Doch lassen Sie uns noch einmal nach Schlotheim zurückkehren, denn diese Stadt im Unstrut-Hainich-Kreis, nordwestlich von der Thüringischen Landeshauptstadt gelegen, sollte noch einmal eine wesentliche Rolle im Leben Krackrügges spielen. Hier lebte die Großmutter des damals 14-jährigen Sohnes des Kaufmanns, zu der er seinen Sohn für einen achttägigen Aufenthalt schickte. Nach fünf Tagen erreichte Mutter und Vater ein Schreiben, in welchem es hieß, dass der Enkel nie bei seiner Großmutter ankam. Die Mutter machte sich daraufhin sofort auf den Weg Richtung Schlotheim, doch war jegliche Suche erfolglos.

Was nun folgt, gleicht einer Kriminalgeschichte. Es wurden Ermittlungen angestellt und der Sonderwald nahe Schlotheim durchsucht. Es dauerte nicht mal eine Stunde, bis die Leiche des Knaben gefunden wurde. Den Ermittlungen zufolge soll der junge Krackrügge auf dem Weg zu seiner Großmutter eine Rast eingelegt haben, um Kirschen zu kaufen. Dabei fiel wohl einem Arbeiter die mit einigen wenigen Talern gefüllte Geldbörse sowie die goldene Uhr am Handgelenk des Jungen auf. Bernberg, so hieß der 23-jährige Arbeiter, gab später zu, den Jungen erst mit einem Schlag betäubt zu haben, bevor er ihn seiner geringen Barschaft sowie seiner Kleider und der Uhr entledigte und ihm danach Leib und Kehle aufschnitt. Der Raubmörder wurde zum Tode durch den Stang verurteilt und am 28.07.1853 in Erfurt gehängt.

Zum Gedenken an dieses Ereignis wurde das sogenannte „Studentenkreuz" am Rande des Sonderwaldes errichtet.

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(Quelle: F. Schrader: Goswin Krackrügge und sein Prozeß, Luden Jena 1848)

 

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