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Roman

Schlossruine Neideck in Arnstadt

Schlossruine Neideck in Arnstadt

Ulrike Unger

Dem Arnstädter ist dieser hochaufragende Turm mit dem gelbleuchtenden Oktogon und der Welschen Haube so wohlvertraut wie kaum ein anderes Gebäude des ältesten Ortes Thüringens. Wer hier aufgewachsen ist, sucht immer wieder den Blickkontakt zu diesem Wahrzeichen, was einst Aushängeschild des herrschaftlichen Repräsentationswillens des Schwarzburger Adelsgeschlechts war und in der Gegenwart noch immer die Pracht des zu großen Teilen zerstörten ehemaligen Schlosses erahnen lässt.

Das Arnstädter Schloss offenbart eine vielfältige Geschichte. Ursprünglich als Burg der Hersfelder Äbte entstanden, diente es im 13. Jahrhundert den Grafen von Käfernburg, die Vögte Hersfelds waren, als Amtssitz und ging in Käfernburger Besitz über. Nach dem Aussterben der Käfernburger Linie übernahmen die Schwarzburger Grafen die alte Hersfelder Burg. Eine erste Glanzzeit erlebte das im Volksmund als „die Neideck" bekannte Schloss, als Graf Günther XLI., genannt „der Streitbare", Arnstadt zu seinem Residenzsitz wählte und hier nun anstelle der mittelalterlichen Burganlage zwischen 1553 und 1565 ein Renaissance-Wasserschloss errichten ließ. Es heißt, jenes neue Schloss sei eines der prunkvollsten seiner Zeit in Thüringen gewesen.(1) Die vierflügelige Schlossanlage des in den Quellen am häufigsten als Baumeister genannten Erhard van der Mere soll außerdem eine der frühesten Anlagen dieses Typs in Thüringen überhaupt gewesen sein.(2)

Eine der wenigen Abbildungen, die über das Neideck-Schloss im 16. Jahrhundert Auskunft geben, ist das Gemälde des Meisters Wolf Kelner aus dem Jahre 1579/80. Dargestellt ist die sich im nordöstlichen Teil der Stadt befindende Schlossanlage mitsamt ihrem weitreichenden Schlossgarten. Eine erweiterte Vorstellung vom ursprünglichen Antlitz des Schlosses bekommt man auch anhand der im Schlossgelände aufgefundenen Reste von einstigem Fassaden- oder Portalschmuck, der heute dort besichtigt werden kann. Der genaue Ort, an dem diese Stücke früher platziert waren, ist heute nicht mehr rekonstruierbar. Die teils massiven Sandsteinplastiken legen vor allem Zeugnis darüber ab, wie reichhaltig und kunstvoll das äußere Zierwerk der Residenz vormals gewesen sein muss.

Nach dem Tod Günthers des Streitbaren wurde die Neideck immer wieder von Schwarzburger Grafen und Fürsten genutzt und teilweise baulich verändert. Noch einmal im Mittelpunkt herrschaftlicher Aufmerksamkeit stand Schloss Neideck unter Graf Anton Günther II., der hier als erster und einziger Fürst der Schwarzburg-Arnstädter Adelslinie regierte. Nach der Hochzeit mit Auguste-Dorothea von Braunschweig-Wolfenbüttel bezog er 1684 das Schloss.

Zwölf Jahre verwendete der ortsansässige, 1992 gegründete „Verein Schlossruine Neideck zu Arnstadt e. V." auf Restaurierungsarbeiten des nahezu völlig verfallenen Schlosses. Der sanierte Neideckturm ist seit dem 24. April 2004 (3) erstmals überhaupt für die Besteigung durch Besucher zugänglich.

Mit der Einrichtung des Museums zur Geschichte der Neideck im alten Gärtnerhaus des Schlossgartens, findet sich eine kleine, aber äußerst aussagekräftige Sammlung unterschiedlichster Fundstücke zur wechselvollen Historie des Arnstädter Schlosses nicht nur an einem geeigneten Ort, sondern auch in Gesellschaft einer repräsentativen Zusammenfassung eingängiger Restaurierungs- und Grabungsergebnisse. Durch die Arbeit des Vereins wurde notwendige Verantwortung für historisch wertvolle Baubestände ins Bewusstsein der Stadt zurückgerufen.

 

***
(1) Ulrich Lappe: Aus der Geschichte des alten Arnstädter Schloßes, im Volksmund Schloß Neideck genannt. In: Aus der Vergangenheit von Arnstadt und Umgebung. Ein heimatkundliches Lesebuch. 19. Heft. Arnstadt: Thüringer Geschichtsverein Arnstadt e.V. 2010. S. 39.

(2) Ebd.

(3)Peter Unger/ Ulrich Lappe: Schloß Neideck in Arnstadt - Glanz, Verfall, Erhaltung. In: 1300 Jahre Arnstadt. 704 bis 2004. Vortragszyklus. Vom 16. Oktober 2003 bis zum 08. April 2004. Hrsg. von Dieter Elbracht. 1. Aufl. Arnstadt: Barthel 2004. S. 128. 

 

Fotos: Ulrike Unger

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