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Über Werte und Tugenden (4. Aufl.)

Florian Russi verschafft uns in diesem Buch einen Einblick in die Geschichte und Gegenwart der Werte und Tugenden und beleuchtet ihren gesellschaftsabhängigen Wandel.

Ricarda Huch

Ricarda Huch

Florian Russi

Alterspräsidentin der Beratenden Landesversammlung Thüringen

Ricarda Octavia Huch war eine der großen Frauen der jüngeren deutschen Geschichte. Als Tochter eines Großkaufmannes wurde sie am 18. Juli 1864 in Braunschweig geboren. Da Ende des 19. Jahrhunderts Frauen in Deutschland nicht zum Studium zugelassen waren, studierte Ricarda in der Schweiz Geschichte und Philosophie. Anschließend arbeitete sie in Zürich als Bibliothekarin, danach als Lehrerin in Bremen. 1897 zog sie nach Wien, wo sie den aus Italien stammenden Zahnarzt Ermanno Ceconi kennenlernte und heiratete. Von ihm bekam sie eine Tochter, die später Franz Böhm, einen der Begründer der „Sozialen Marktwirtschaft" heiratete. Von 1935 bis 1947 lebte Ricarda Huch mit Tochter und Schwiegersohn in Jena.
Ricarda Huch
Ricarda Huch
Sie wurde zu einer der bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen und veröffentlichte ein umfangreiches Oeuvre von Geschichten, Romanen und historischen Werken (u. a. über den russischen Anarchisten Michail Bakunin und über die italienische Einigungsbewegung Risorgimento und den Nationalhelden Guiseppe Garibaldi). 1933, nach der Machtergreifung Hitlers im Deutschen Reich, weigerte sich Huch, eine ihr von der Preußischen Akademie der Künste vorgelegte Loyalitätserklärung für das nationalsozialistische Regime zu unterzeichnen und trat unter Protest aus dieser Organisation aus. Nachdem sie und ihr Schwiegersohn sich über die Verfolgung jüdischer Mitbürger empört hatten, wurden sie 1938 wegen Verstoßes gegen das sogenannte Heimtückegesetz angezeigt. Nur das große Ansehen, dass die Huch wegen ihres Risorgimento-Werks bei den italienischen Faschisten genoss und die Protektion des damaligen Reichsjustizministers Gürtner bewahrten sie vor strafrechtlicher Verfolgung. Ihr Schwiegersohn hatte es nur einer Namensverwechslung zu verdanken, dass er nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 nicht von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) verhaftet wurde.
 
Nach Ende des 2. Weltkrieges bemühten sich die neuen kommunistischen Machthaber in der Sowjetischen Besatzungszone um die politisch unbelastete prominente Schriftstellerin. Sie wurde in die Beratende Landesversammlung Thüringen entsandt, welche die Neuordnung des Landes vorbereiten sollte. Dort fungierte sie als Alterspräsidentin. Ricarda Huch war jedoch auch nicht bereit, sich mit den neuen Machthabern einzulassen. Sie zog 1947 zu Tochter und Schwiegersohn nach Frankfurt. Franz Böhm war inzwischen hessischer Kultusminister geworden.
 
Am 17. November 1947 starb Ricarda Huch im Gästehaus der hessischen Landesregierung in Schönberg im Taunus. Auf dem Hauptfriedhof Frankfurt wurde ihr ein Ehrengrab eingerichtet. 

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Bildquellen:
Ricarda Huch, gemeinfrei 

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