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Roland Opitz
Kennst du Fjodor Dostojewski?

Das Leben Dostojewskis glich einer Achterbahnfahrt: stetig pendelnd zwischen Verehrung und Verachtung, zwischen Erfolg, Spielsucht und Geldnot. Mit 28 Jahren wurde er wegen revolutionärer Gedanken des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt, landet dann aber im sibirischen Arbeitslager.
Er gilt als Psychologe unter den Schriftstellern, derjenige der hinab schauen kann in die Abgründe der menschlichen Seele. Diese Biografie ist gespickt mit Auszügen aus seinen Meisterwerken sowie mit einigen seiner Briefe, die einen offenherzigen Menschen zeigen.

Martinsfest zu Ehren Luthers?

Martinsfest zu Ehren Luthers?

Carolin Eberhardt

Warum einige den Martinstag schon am 10. November feiern.

Im Nordhausen des 19.Jahrhunderts herrschte lange Zeit der Irrglaube, das Martinsfest würde zu Ehren von Dr. Martin Luther gefeiert werden, wurde es doch aber ursprünglich auch dort am Gedenktag des heiligen Martin von Tours zelebriert. Zu diesem Sachverhalt gibt es zwei Erklärungen.

Zum einen wird berichtet, dass die Schuhmacher, welche sich um die Organisation des Martinsfestes in der Stadt kümmerten, die Begründer der Tradition wären. Zu seinen Lebzeiten soll Martin Luther öfter nach Nordhausen gekommen sein, da dort dessen Freunde wohnhaft waren. Eines Tages war Luther wieder einmal auf dem Weg in die Stadt, als zur selben Zeit die Nordhäuser Schuhmacherzunft von der Sondershäuser Messe zurückkehrte und ihn unterwegs antraf. Da sich der Tag bereits dem Ende neigte, luden die Schuhmacher Martin Luther dazu ein, mit ihnen zu ziehen und gemeinsam in eine Herberge einzukehren. Aus großer Freude der Schuhmacherzunft über Luthers Zusage, weckten sie mit lauten Rufen die gesamte Stadt, woraufhin die Einwohner allesamt mit Lichtern an die Fenster traten, um sich zu erkundigen, woher dieser Lärm rührte. Die Schuhmacher zündeten nun selbst Lichter an und antworteten:

„Herr Martin kommt, der brave Mann,

Zünd’t hunderttausend Lichter an!“

Von nun an wurde diese Tradition jedes Jahr am 10. November, Martin Luthers Geburtstag, fortgeführt.

Die weitaus wahrscheinlichere Begründung für das Nordhäuser Martinsfest zu Ehren Martin Luthers ist von historischer Natur. Demzufolge sollen Martin Luthers Freunde in Nordhausen, der damalige Bürgermeister Weinberg und der Prediger Justus Jonas, ihn zum 10. November zu einer für ihn organisierten Geburtstagsfeier nach Nordhausen eingeladen haben. Als die drei Freunde nun bei guter Laune zusammen saßen und sich über das Martinsfest der katholischen Kirche unterhielten, welches am folgenden Tag gefeiert werden sollte, scherzten sie darüber, dass, wenn zu dieser Gelegenheit bunte Lichter angezündet werden, sie dies ja auch nun am 10. November zu Luthers Geburtstag ebenso machen könnten. Als dann die eingeladenen Familien und Freunde zu der Feier eintrafen, waren alle Tische bereits mit den gefertigten bunten Lichtern dekoriert. Seit diesem Zeitpunkt wurde das Martinsfest in Nordhausen am 10. November zu Ehren Luthers gefeiert. Tatsächlich hatte die Festlichkeit für die Nordhäuser Bevölkerung im Laufe der Jahre eine enorme Bedeutung erlangt. Es wurde gemeinsam mit Freunden und Verwandten begangen, welche sogar aus anderen Orten anreisten.


*****

Textquellen:

Pfannenschmid, Heino: Germanische Erntefeste im heidnischen und christlichen Cultus, mit besonderer Beziehung auf Niedersachsen, 1878, Hannover: Hahn’sche Buchhandlung.

Pröhle, Heinrich: Harzbilder: Sitten und Gebräuche aus dem Harzgebirge, 1855, Leipzig: Brockhaus.

Reinsberg-Düringsfeld, Otto: Das festliche Jahr in: Sitten, Gebräuche und Festen der Germanischen Völker, 1863, Leipzig: Verlag von Otto Spamer.

Bildquellen:

Vorschaubild: Leuchtende Laternen, 2015, Urheber: JillWellington via Pixabay CCO.

Der Schuhmacher (aus: Was willst du werden), um 1880, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Nordhausen um 1841, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

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