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Viel wurde schon geschrieben über den großen deutschen Dichter. Doch kein Schiller-Buch ist wie dieses: Entstanden ist ein Lesebuch der anderen Art, eine reich bebilderte Biographie und kluge Abhandlung, gewürzt mit Texten von und über den deutschen Klassiker.
Stadtkirche „St. Andreas“ in Rudolstadt

Stadtkirche „St. Andreas“ in Rudolstadt

Constanze Bragulla

Zunächst müssen sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen, wenn man vom hellen Tageslicht durch das Rundbogenportal ins Innere der Stadtkirche tritt. Es ist so still, dass man die eigenen Schritte hören kann. Die sakrale Atmosphäre verleiht dem Raum eine Würde, gegen die man sich nicht zu verstoßen getraut. Der Blick schweift ehrfurchtsvoll an den Marmorsäulen nach oben in das spätgotische Kreuzrippengewölbe, von dem vereinzelte Engelsfiguren mit vergoldeten Flügeln herabsehen. Die prunkvolle Ausstattung verdankt die dreischiffige Hallenkirche dem für das heutige Aussehen entscheidenden Umbau 1634-36 im frühbarocken Stil. Die Bildtafeln am Hauptaltar sind allerdings noch ganz im gotischen Duktus gehalten. Es ist anzunehmen, dass bereits bei der ersten Ansiedlung Rudolstadts, die im späten achten Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde, eine kleine Kirche existierte, die dann sowohl im 12. als auch im 15. Jahrhundert eine Erweiterung und Umgestaltung erfuhr.

 

 

 

Besonders sehenswert sind der bis zur Decke reichende Stammbaum der Familie Schwarzburg und das Schönfeldtsche Epitaph. Der Stammbaum ragt an der Wand vor der Fürstenloge empor; die plastisch gestalteten Verästelungen und Blätter führen zu einer Vielzahl an bunten Wappen der verschiedenen Familien. Das Grabdenkmal Georgs von Schönfeldt befindet sich an der rechten Wand vor dem Altarraum. Die üppige Ausgestaltung in Marmor und Alabaster ist dem Bildhauer Nicolaus Berger zuzuschreiben.

Im 48 Meter hohen Turm befinden sich vier Glocken, von denen eine „Osanna" genannt wird. Diese sei im Jahr 1788 vom Blitz getroffen worden, heißt es, was das Gießen einer neuen Glocke veranlasste. Friedrich Schiller soll dabei gewesen und dadurch für sein berühmtes Gedicht „Das Lied von der Glocke" inspiriert worden sein. 

Auf eine weitere Anekdote weist die Grabplatte von Gräfin Katharina von Schwarzburg, die man „die Heldenmütige" nennt, hin. Ihr berühmter Ausspruch „Fürstenblut für Ochsenblut" erinnert daran, wie sie im Jahre 1547 Herzog Alba überlistete. Karl V. hatte ihr zugesichert, dass unter der Bevölkerung keine Plünderungen stattfinden würden, was die Truppen Albas aber nicht einhielten. Als der Herzog mit einigen Gefolgsleuten bei ihr zu Gast war, verriegelte sie die Türen und ließ die Gefangenen erst wieder frei, nachdem Herzog Alba ihr gezwungenermaßen mit seiner Unterschrift die Rückgabe des gestohlenen Besitzes versprochen hatte.

 

 

Bilder: © Constanze Bragulla

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