Das KZ Laura war ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald bei Lehesten im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurden zahlreiche Produktionsstätten in den Untergrund verlagert, um die Serienproduktion der V2-Rakete aufrecht zu erhalten und sie vor Bombenangriffen zu schützen.
So übernahmen die
Nationalsozialisten 1943 den ehemaligen Schieferbruch bei Lehesten, den einst
der Unternehmer Ernst Oertel betrieben hatte (siehe Örtelsbruch). Unter dem
Decknamen "Rotbutt" wurde dieser ab September zum Außenlager
ausgebaut.
Für die Nutzung des Areals, der Stollen des Altbergbaus und der umliegenden Wirtschaftsgebäude sowie der Oertelsvilla schloss die SS am 21. Januar 1944 mit der Familie Oertel für 168.750 Reichsmark pro Jahr (entspricht ca. 650.000€) einen Pachtvertrag ab. Die Verhandlungen für die SS führte Sturmbannführer Dr. Fritz Loth.
Zu Beginn der Umbauphase waren bereits durch den vorherigen Schieferbruch einige Kilometer Stollen und zahlreiche unterirdische Abbauräume vorhanden.
Noch vor Vertragsunterzeichnung wurde mit den Umbaumaßnahmen begonnen. Die vorhandenen Abbauräume wurden zu Produktionshallen auf eine Fläche von über 600 qm ausgebaut und zusätzliche Verbindungsstollen angelegt.
Einige Stollen wurden auf eine Höhe von 4 Metern ausgebaut und eine einzementierte breitspurige Eisenbahnlinie verlegt. Auf dem Plan des Stollensystems sind die Hallen mit hellgrauer Farbe markiert (siehe unten). Die Hallen zur Produktion des flüssigen Sauerstoffs waren teilweise bis zu 30 Meter hoch. Der Boden war zementiert und die Wände nur mit Kalkfarbe geweißt.
In die Örtelsvilla zogen Ingenieure und hochrangige SS-Männer ein. In der Villa wurde eine Telefonanlage installiert. In einer ehemaligen großen Scheune aus dem Jahr 1929 wurden die Häftlinge untergebracht. Die Scheune befindet sich auf der anderen Seite der Abbaugrube. Zeitweise mussten hier bis zu 800 Häftlinge ausharren. Einige ehemalige Stallungen in der Nähe der Oertelsvilla dienten als Arrestbunker, eine kleine Scheune wurde zur Küche umgebaut.
Lagerführer wurde SS-Obersturmführer Wolfgang Plaul. Er galt als unglaublich brutal und gewalttätig, so dass selbst die SS ihn für sein Verhalten abmahnten. Die Zustände im Lager waren dementsprechend menschenverachtend. In nur 19 Monaten seines Bestehens kamen über 560 Menschen hier ums Leben. Insgesamt waren ca. 2600 Häftlinge im KZ Laura als Zwangsarbeiter beschäftigt.
Um das Gelände wurden Elektrozäune errichtet, um eine Flucht der Häftlinge zu verhindern. Wachtposten sicherten den Zaun ab In der ersten Umbauphase war die Sterberate unter den Häftlingen besonders hoch.
Die Decken der unterirdischen Hallen wurden mit Stahlrahmen und Torpedonetzen fixiert, um die Maschinen, Aggregate und technischen Anlagen vor Steinschlag zu schützen. Zusätzlich wurde eine unterirdische Telefonanlage errichtet und ein weiterer Verbindungstunnel zur Villa gegraben. So konnte die SS im Schutz der Stollen von der Villa aus die Telefonanlagen betreten und das gesamte Stollensystem überwachen.
Das KZ Laura diente der Produktion von flüssigem Sauerstoff und dem Test der Triebwerke der V2-Rakete. Die fertigen Triebwerke der V2 kamen aus Mittelbau „DORA“ und wurden im Schieferbruch auf ihre maximale Leistung getestet. Ungefähr 10% der in „DORA“ hergestellten Triebwerke wurden geprüft und diverse Probeläufe unternommen. Dazu wurden die Triebwerke auf eigens gefertigte Stahlwagen montiert und mit einem Gleissystem zu den Prüfständen der Testanlage gezogen. Für die Höchstlastprüfung der Triebwerke wurden zwei Prüfstände in der großen Abbaugrube des Schieferbruchs errichtet. Die Prüfstände waren aus massivem Beton und hatten eine Höhe von über 4 Metern. Durch eine Öffnung im Boden konnte die Hitze der Triebwerke abgeleitet werden. Die Prüfstände mussten zusätzlich mit flüssigem Stickstoff gekühlt werden.
Für die Produktion des flüssigen Sauerstoffs und die Triebwerkstests wurden riesige Wassermengen benötigt, die über ein ausgeklügeltes Versorgungssystem von umliegenden Flüssen, Bächen und Teichen abgeleitet und über den Kühlwasserturm in die Produktionshallen und zum Testgelände eingeleitet wurden. Es entstand ein weitläufiges Wasserversorgungssystem.
Der von den Häftlingen hergestellte Sauerstoff wurde unterirdisch in großen Tanks gelagert und während der Tests an die Triebwerke angeschlossen.
In den Hallen wurden 12 Kompressoren für die Herstellung von flüssigem Sauerstoff sowie 4 Kompressoren zur Erzeugung von flüssigem Stickstoff installiert.
Für den Testlauf eines Triebwerks benötigte man über 4 Tonnen Methanol. So gab es im Berg mehrere abgetrennte Kammern, in denen insgesamt über 80.000 Tonnen des hochentzündlichen Methanols lagerten. Zudem ist Methanol sehr giftig und seine Aufnahme kann zu Erblindung, in höheren Dosen auch zum Tod führen.
Als die Alliierten über die Grenzen Thüringens kamen und kurz vor dem KZ Laura standen, wurden die Häftlinge von der SS am 13. April 1945 ins Konzentrationslager Dachau transportiert. Noch am selben Tag trafen die Alliierten im Lager ein und konnten einige zurückgebliebene Insassen befreien. Seit Kriegsende gilt der ehemalige Lagerführer - SS-Obersturmführer Wolfgang Plaul - als verschollen.
Das Betreten des Lagers ist verboten und äußerst gefährlich. Wer sich weiter informieren möchte, kann dies in dem Museum, welches in der ehemaligen großen Scheune eingerichtet wurde, tun.
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Bildquellen:
Vorschaubild. Der Oertelsbruch Urheber: OFÜ
Verbindungstunnel - Örtelsvilla - Telefonanlage Urheber: OFÜ
Übersicht der Stollen des KZ-Laura. Quelle. openstreetmap.org (ODbL) - Angaben ohne Gewähr
Triebwerksteil einer V2 Urheber: Vincent van Zeijst via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Galerie KZ Laura - Bilder aus anonymer Quelle