Thüringen-Lese

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Ursula Brekle

Familie Stauffenberg

Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 drohte Himmler: „Die Familie Stauffenberg wird ausgelöscht bis ins letzte Glied.“ Vor Ihnen liegt die spannungsreiche Geschichte, die beweist, dass es Himmler nicht gelungen ist, die Drohung wahrzumachen.

Herrscheklas, Knecht Ruprecht und Christkind

Herrscheklas, Knecht Ruprecht und Christkind

Carolin Eberhardt

In der Vorweihnachtszeit beschert der Nikolaus den Kindern in vielen Ländern eine Überraschung. Deutschlandweit ist sein Besuch eine althergebrachte Tradition. In den einzelnen Bundesländern haben sich zusätzlich einige ältere Brauchtümer erhalten. So findet alljährlich in Schmalkalden/Thüringen der Herrscheklasmarkt statt. Der Herrscheklas erschien in früheren Zeiten in den Regionen um Eisenach, im Werragrund oder auf der Rhön am Nikolaustag. Er trat in diesen Gegenden, davon abweichend in einigen Orten Knecht Ruprecht, stellvertretend für den Nikolaus auf. Der Herrscheklas hatte eine furchteinflößende Gestalt. Er war eingehüllt in einen umgedrehten Schafspelz und von Kopf bis Fuß mit Erbsstroh bedeckt. Außerdem trug er vor dem Gesicht eine schreckliche Maske, auf dem Kopf eine Perücke aus Stroh und Werg. Um den Hals prangte eine Kuhglocke, so dass der Geselle schon von weitem zu hören war.  Als Gürtel trug er eine eiserne Kette, in der Hand hielt er stets eine große Birkenrute sowie eine Rassel. Beladen war der Herrscheklas, wie der Nikolaus, mit einem großen mit Nüssen und Äpfeln prall gefüllten Sack, den er auf dem Rücken trug. Am Nikolaustag besuchte er die Kinder in ihren Häusern und befragte die Eltern zunächst nach dem Benehmen ihrer Kinder, bevor er die braven unter ihnen reich beschenkte. Konnte ein Kind aber kein Gebet aufsagen, so holte der Herrscheklas mit seiner Rute aus oder drohte damit, die Kinder in seinen Sack zu stecken und mit sich fort zu nehmen. Bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Bestrafung mit der Rute abgemildert, doch einst schlug Herrscheklas tatsächlich mit der Rute zu.

In einigen Regionen Thüringens war es auch zusätzlich üblich, dass das Christkind als Begleiter Knecht Ruprechts am Nikolaustag von Haus zu Haus zog. Dabei übernahm es die belohnende Aufgabe, reichte also den braven Kindern aus seinem Körbchen Nüsse und Äpfel, wohingegen Knecht Ruprecht der Bestrafende für die ungehorsamen Kinder war. Die weithin bekanntere Aufgabe des Christkinds bestand und besteht auch heute noch zum Teil darin, den Kindern an Heilig Abend die Geschenke zu überbringen, ersatzweise für den Weihnachtsmann, der in vielen Familien zu Besuch kommt. Ab und zu gehörte es zum Brauch, dass Knecht Ruprecht das Christkind auch am Weihnachtsabend begleitete. Das Christkind erschien noch während des 19. Jahrhunderts in der Person eines Mädchens, welches in weiße Kleidung mit roten Bandstreifen gehüllt war. Ein roter Gürtel sowie eine weiße Haube und ein weißer Schleier gehörten in Thüringen zu Christkindchens Ausrüstung. In der Hand trug es eine Klingel, mancherorts wurde es zusätzlich mit einer Rute ausgestattet. Nach der Manier des Weihnachtsmannes betrat auch das Christkind am Weihnachtsabend die Häuser, verteilte die Geschenke und ermahnte die Kinder zu Gehorsam und Fleiß.

In Thüringen wusste der Volksmund zu berichten, dass das Christkind die Nacht des 24. Dezember auf der Erde verweilt und erst am Morgen 6 Uhr wieder zum Himmel emporsteigt. In der Adventszeit war es Brauch, dass die Eltern die Kinder auf das Abendrot aufmerksam machten, um ihnen dann zu erklären, dass dort das Christkindchen die Süßigkeiten für die lieben Kinder bäckt. In Ruhla war es an Heilig Abend Sitte, dass die Kinder mit Lappen und Tüchern zu Verwandten, Paten und Freunden der Familie zogen und dort in den Winkeln, unter Stühlen und Tischen die mitgebrachten Tücher ausbreiteten bzw. hinlegten, damit ihnen das Christkind dort etwas hinterlässt. Am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages gingen die Kinder erneut zu den Besuchten, um sich die Gaben abzuholen.

In manchen Regionen erhielten die Kinder ihre Weihnachtsgeschenke nicht ohne Gegenleistung. Zunächst mussten sie für das Christkind einen Spruch aufsagen. In einigen Familien war es sogar üblich, dass die Eltern gemeinsam mit den Kindern kleine Stücke aufführten. Neben dem Christkind erschienen hier Maria und Josef, die Hirten, Petrus mit dem Schlüssel, aber auch der volkstümliche Hans Pfriem in den Aufführungen. Diese Tradition war im Thüringen des 18. Jahrhunderts noch vielerorts, in Dörfern, aber auch in Städten, vorzufinden, bereits im 19. Jahrhundert ebbte sie nach und nach ab.  Solche auch als Christkindelspiel bezeichneten Aufführungen hielten sich in Gerstungen und im Meininger Raum noch bis ins 19. Jahrhundert, wo das Stück von mehreren Jungen aufgeführt wurde.

 

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Textquelle: Witzchel, August (Hrsg.): Kleine Beiträge zur deutschen Mythologie, Sitten- und Heimathskunde in Sagen und Gebräuchen aus Thüringen, Wien: Wilhelm Braumüller, 1866.

Bildquelle:

Vorschaubild: Weihnachtskarte 1900, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Knecht Ruprecht und das Christkind, 19. Jahrhundert, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

weihnachtskrippe-weihnachten-6837606, 2016, Urheber: riav05 via Pixabay CCO.

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