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Johannes E. R. Berthold
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wahrhaftige Geschichten aus einer wundervolle Kindheit auf dem Land

Das Eisenberger Mühltal

Das Eisenberger Mühltal

Sebastian Keßler

An manchen Orten liegen Hektik und Ruhe, Lärm und Stille, Verkehrschaos und Abgeschiedenheit unglaublich dicht beieinander. Das Eisenberger Mühltal ist ein solcher Ort, denn hier wird das Verlassen der Schnellstra&szliszlig;e zu einer Reise in eine andere Welt.

Unweit der Autobahn A9 zwischen Bad Klosterlausnitz und Eisenberg durchfließt der Raudabach das idyllische Mühltal, welches sich an einigen Stellen bis zu 135 Meter in die Landschaft schneidet. Am Bachlauf entlang führt die Mühltalstraße, einem Teil des Thüringenweges, den Wanderer vorbei an acht Mühlen. Einst gaben sie den Menschen der Region Lohn und Brot. Heute laden sie den Wanderer zur Rast ein und erzählen aus ihrer spannenden, wechselvollen Geschichte.

Die Meuschkensmühle

(auch Oberscharlach- oder Carspar Büchners-Mühle)

Die Mühle am oberen Lauf des Raudabaches wurde vor allem durch einen ihrer Besitzer bekannt. Denn hier lebte Emil Bahr alias Milo Barus, der einst als stärkster Mann der Welt galt.

Die Naupoldsmühle.
Die Naupoldsmühle.
Die Naupoldsmühle

Wahrscheinlich wurde diese Mühle bereits im 13. Jahrhundert erbaut. Ihren Namen erhielt sie durch die Familie Naupold, in deren Besitz sie sich über mehrere Generationen befand. Da die Naupoldsmühle von größeren Bränden verschont blieb, sind die meisten der erhaltenen Gebäude mehr 200 Jahre alt.

Froschmühle

(auch Fröhlichsmühle)

Nur wenig weiter bachabwärts befindet sich die Froschmühle. Sie fiel einem Brand im Jahr 1847 zum Opfer und musste vollständig neu aufgebaut werden. Bereits 1890 erhielt der damalige Besitzer, Albert Haufe, eine Schankkonzession. Es war der Beginn der touristischen Erschließung des Mühltales.

Die Pfarrmühle

(früher Günthersmühle)

Der Kaufmann Günther aus Eisenberg schenkte diese Mühle im Jahr 1290 dem Eisenberger Kloster. Leider wurde die Mühle durch ein Hochwasser 1981 so stark beschädigt, dass sie viele Jahre geschlossen blieb. Auch wenn die Mühle ab 1908 ein Ausflugslokal wurde, blieb das Mühlrad in Betrieb. Es versorgte die Mühle bis 1954 über einen Generator mit Strom.

Die Walkmühle

(Höfersmühle)

Einst gehörten viele Gärten, Teiche und Wiesen zur Walkmühle. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie sogar als „Bad Walkmühle" bezeichnet, da hier unter anderem Behandlungen mit Fichtennadelbädern angeboten wurden. Noch heute ist der Mühlgraben fast vollständig erhalten.

Die Amtsschreibermühle

(auch Obersteigsmühle oder Schindlersmühle)

Sie gehörte einst, wie die Pfarrmühle, dem Kloster Eisenberg. Im Jahr 1912 kaufte der Nobelpreisträger Wilhelm Oswald die Amtsschreibermühle mit dem Ziel, hier eine Siedlung des Monistenbundes zu errichten. So viele Menschen wollten in „Unesma" leben und dem Prinzip der Einheit von Natur und Geist folgen, dass es eine lange Warteliste gab. Wirtschaftliche Probleme beendeten schon 1913 das Projekt.

Das Licht der Sonne bricht sich im Mühltal in hohen Baumkronen und wird vom Wasser des Raudabaches reflektiert.
Das Licht der Sonne bricht sich im Mühltal in hohen Baumkronen und wird vom Wasser des Raudabaches reflektiert.
Schössersmühle

(frühr Amtsschösser-, Untersteigs- oder Eßigersmühle)

Diese Mühle ging im Jahr 1285 durch Schenkung von Markgraf Friedrich dem Gebissenen auf das Kloster Eisenberg über. Sie ist die Mühle mit der wohl tragischsten Geschichte. So erzählen historische Aufzeichnungen von einem tödlichen Unfall am 14. Juni 1640. Im September 1683 ertranken ein Kammerdiener und eine Magd im Teich der Mühle. Im Mai 1717 verletzte sich der Pächter der Mühle selbst beim Reinigen einer Waffe. Der Schuss setzte die Kleidung des armen Mannes in Brand, der wenige Tage später verstarb.

Die Robertsmühle

(früher Schmeißermühle)

Am untern Lauf des Raudabaches befindet sich die Robertsmühle, die ebenfalls einst dem Kloster Eisenberg gehörte. Sie war die erste Mühle, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Betrieb vollständig einstellte, um als Pension und Gaststätte die Wanderer im Mühltal zu bewirten.

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Fotos: Sebastian Keßler

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