Thüringen-Lese

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Göran Seyfarth
Thüringen
Die 99 besonderen Seiten der Region
Reiseführer


160 S., Br., 135 x 205 mm, Farbabb.
ISBN 978-3-95462-631-1

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Der Rennsteig

Der Rennsteig

Göran Seyfarth

Der Weg ganz oben

Es war das erste Lied überhaupt, welches auf den Frequenzen von Landeswelle Thüringen zu hören war, es gilt als die inoffizielle Nationalhymne des Freistaates. „Ich wand’re ja so gerne …“ – das Rennsteiglied lobt die Schönheit des knapp 170 Kilometer langen Kammweges des Thüringer Waldes. Dass der Suhler Barde Herbert Roth die Freude am unbeschwerten Wandern durch die heimatliche Natur ausgerechnet im für Volksmusiker untypischen Hochdeutsch besingt, hat vielleicht auch etwas mit der Vielfalt der Dialekte am Rennsteig zu tun. Die typische Sprache für Thüringen gibt es einfach nicht. Südwestlich des Gebirgs-Kammes spricht man hennebergisch, itzgründisch oder oberfränkisch, im Nordosten dagegen zentral-, ilm- oder südostthüringisch. Der Rennsteig trennt nicht nur Sprachregionen, sondern war einst auch Grenze zwischen Herrschaftsgebieten. Schon im Mittelalter befand sich auf der einen Seite des Weges das Herzogtum Franken, auf der anderen Seite die Landgrafschaft Thüringen. Rund 1.300 Grenzsteine erinnern an die Zeit, als die Adelsgeschlechter immer zahlreicher, ihre Länder dagegen immer kleiner wurden. Julius von Plänckner, ein Offizier aus Gotha, hatte neben seiner Militärkarriere eine zweite Leidenschaft. In Zeiten, als die Waffen schwiegen, studierte er Kartografie. Im Jahre 1829 unternahm er eine Wanderung von Blankenstein an der Saale nach Hörschel an der Werra.

Keine Seltenheit am Rennsteig: Blicke wie dieser
Keine Seltenheit am Rennsteig: Blicke wie dieser

Fünf Tage war er unterwegs zwischen dem von ihm ermittelten Anfang und Ende des Rennsteiges, hatte dabei einen beachtlichen Höhenunterschied zu überwinden. Vom Tal der Werra in 196 Metern Höhe geht es hinauf zum höchsten Punkt in 983 Metern Höhe, auf dem Großen Beerberg. Von Plänckner definierte den Verlauf des Kammweges und veröffentlichte ein Buch darüber. Zu Herbert Roths Zeiten waren Rennsteigwanderungen nur zwischen dem Vachaer Stein und Neuhaus am Rennweg möglich, denn knapp 15 Kilometer des Rennsteiges führen durch bayerisches Gebiet und weitere Kilometer kamen der einstigen innerdeutschen Grenze zu nahe. Teile des Wegs waren jahrzehntelang verwaist zwischen militärischen Anlagen zur Grenzsicherung. Entsprechend höher die Dichte an Schildern, Schutzhütten und Rastplätzen im nordwestlichen Bereich. Reizvoll ist dagegen jeder Abschnitt, aus immer neuen Perspektiven blickt der Wanderer von den Höhen weit ins Thüringer oder Fränkische Land.

Offizieller Startpunkt im Saaletal
Offizieller Startpunkt im Saaletal

Auch Rad fahren lässt sich hier gut, eine um einige Steigungen entschärfte, bikegerechte, dafür etwas längere Strecke folgt dem Originalweg in groben Zügen. Im Winter sind Skilangläufer unterwegs, Loipen werden gespurt. Rennsteig – Wege dieses Namens gibt es über 100 in Deutschland – jedoch kann keiner davon an die Bekanntheit der Thüringer Ausgabe heranreichen. Sogar einen eigenen Gruß gibt es hier: „Gut Runst!“ rufen sich Wanderer auf dem Weg freundlich zu. Herbert Roth, an den üb­rigens eine Ausstellung in Vesser bei Suhl erinnert, resümiert treffend im Lied: „Bin ich weit in der Welt, habe ich Verlangen, Thüringer Wald, nur nach dir.“

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Textquelle:

Seyfarth, Gören: "Thüringen. Die 99 besonderen Seiten der Region" mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH Halle, 2016 ISBN: 978-3-95462-631-1

Bildquellen:

Fotos von Barbara Gerlach

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