Die zwanzig Kilometer südöstlich von Weimar gelegene kleine Stadt Kranichfeld blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Im März 1143 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt, im Jahr 1651 erhielt sie das Stadtrecht. Fünf alte Grundmauern von Burgen und Wehranlagen sowie zwei gut erhaltene Burgen zeugen davon, dass Kranichfeld im Mittelalter ein begehrter und umkämpfter Platz war.
Der Name der Stadt rührt wahrscheinlich daher, dass in dem vom Fluss Ilm durchzogenen Gebiet in früheren Zeiten viele Kraniche einen Lebensraum gefunden hatten. Ein Kranich ziert auch das Wappen der Stadt und die ersten urkundlich erfassten Besitzer des Ortes führten den Namen „Herren von Kranichfeld".
Im Jahr 2000 zählte Kranichfeld rund 3500 Einwohner. Den Hauptfaktor der örtlichen Wirtschaft bilden Handwerksbetriebe. Die Zukunftshoffnung ist jedoch auf den Tourismus gerichtet. Hierfür bieten sich gute Voraussetzungen an. Neben den beiden imposanten Burgen finden wir in Kranichfeld das Geburtshaus des Liederdichters Rudolf Baumbach, der unter anderem die Texte von „Hoch auf dem gelben Wagen", „Die Lindenwirtin" und „Bin ein fahrender Gesell" schrieb. Viele Gesangs- und Wandergruppen zieht es deshalb zu diesem Ort. Neben der Niederburg ist eine Naturbühne errichtet worden, vor der viele hundert Menschen Platz nehmen können. Hier finden Konzerte, Theater-, Musical- und Tanzaufführungen sowie Sängertreffen und Feste statt. Unmittelbar an die Freilichtbühne schließt sich eine Falknerei an, in der Falken, Adler und Uhus ihre Künste vorführen.
Am Oberschloss befindet sich eine Relieffigur, im Volksmund „Leckarsch" genannt, die in obszöner Pose zu eben dieser Handlung auffordert. Man mag darüber die Nase rümpfen, doch Derbheiten üben - siehe Götz von Berlichingen - immer einen gewissen Reiz und damit auch eine Anziehung aus. Drei Sagen ranken sich um das Relief, viele weitere Sagen befassen sich mit Kranichfelds abwechslungsreicher Geschichte. Als Burgen-, Sagen-, Sänger-, Wanderer- und Falkenstadt hat der Ort alle Chancen, diese Geschichte auch zukünftig fortzusetzen.
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Fotos: Florian Russi