„Die Mühlschweine wurden zu Michaelis am 29. September den Müllern Magern zum Mästen bis Lichtmess übergeben und durch Unparteiische taxiert."
Im Klartext: Wenn die Müller auch im kommenden Jahr ihr Watzdorfer Bier brauen wollten, mussten sie die Ferkel über die Wintermonate möglichst fett mästen. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Pachtzins für das Braurecht in Geld umgerechnet. Seine Höhe richtete sich aber auch weiterhin nach dem Wert der Schweine.
Dass die Brauschweine stets pünktlich entrichtet wurden ist sicher ein Grund dafür, dass die rund 600 Jahre Brauereigeschichte bis heute nicht unterbrochen wurde. Selbst in den Jahren der deutschen Trennung wurde in Bad Blankenburg für die Konsum Genossenschaft gebraut. Damit ist Watzdorf eine der ältesten Braustätten in Deutschland.
Ein anderer Grund ist sicher die Qualität der hier gebrauten Biere. Als das Brauwasser noch aus einem nahegelegenen Bach, der Rinne, entnommen wurde, verkündete der Ausrufer regelmäßig „Achtung, Achtung! Es wird bekannt gemacht, dass keiner in die Rinne macht. Denn morgen wird gebraut!" Durch das Kochen der Zutaten war das Bier zudem nahezu keimfrei und in Zeiten der Pest eine beliebte Kindernahrung.
Inzwischen kommt das Brauwasser aus einem eigens angelegten Brunnen und das altehrwürdige Gemäuer wurde der Brauerei wurde 1997 aufwendig rekonstruiert. Dabei gelang es, denkmalgeschützte Elemente mit moderner Brautechnik zu verbinden. Im Schalander können die Gäste bei ihrem Besuch in der Watzdorfer Erlebnisbrauerei Biere in uriger Atmosphäre verkosten. Durch ein Panoramafenster eröffnet sich ihnen dabei der Blick in das Sudhaus. Der Brauereischalander wird gern für Vereinsfeste, Geburtstagsfeiern und andere Vergnügungen genutzt.
Sogar ein eigenes Museum gibt es in der Watzdorfer Erlebnisbrauerei. Die Ausstellung schlägt einen weiten Bogen von traditionellen, handwerklichen Techniken bis zu den modernsten Verfahrensweisen. Neben zahlreichen Exponaten aus der Geschichte der Braukunst beherbergt das Museum auch eine historische Schmiede mit Pferdestall und eine Dampfmaschine aus dem Jahr 1913. Zudem gibt es die Möglichkeit, bei einer Führung dem Braumeister bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen.
Fotos mit freundlicher Erlaubnis der Watzdorfer Erlebnisbrauerei.