Thüringen-Lese

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Unser Leseangebot

Dominik Saure

#erfurtliebe
Mit einem Text von Jessika Fichtel
Bildband

Erfurt, die Stadt an der Gera, ist zweifelsohne eine der schönsten Städte Deutschlands. Domstufen, Anger, Augustinerkloster, Krämerbrücke: Das pulsierende Treiben in der Landeshauptstadt des Freistaates Thüringen lädt immer wieder ein zum Staunen und Schauen, aber eben auch, sich zu besinnen, Einhalt zu finden, zu verweilen und dabei … sein »Erfurt-Gefühl« zu finden. Ein guter Ort, zu sein – sei es in den Zeugnissen seiner langen Geschichte oder in den kleinen Augenblicken seitab.

Museum für Glaskunst

Museum für Glaskunst

Göran Seyfarth

Zerbrechliche Kunst

Sieht einfacher aus, als es ist
Sieht einfacher aus, als es ist

Es ist mit Sicherheit eine der bekanntesten Erfindungen Thüringens: die Christbaumkugel. Der Legende zufolge hatte ein armer Lauschaer Glasbläser einst im Advent kein Geld, um Nüsse und Äpfel zu kaufen. Daher soll er seinen Weihnachtsbaum mit selbstgefertigten „Kopien“ aus Glas behängt haben. Nur ein Jahr später fertigte man statt weihnachtstypischer Früchte Schmuck in runder Form. Die glänzenden, zerbrechlichen Kugeln wurden über die Grenzen des Ortes vertrieben, im nahen Sonneberg waren Spielzeughändler über die Erweiterung des Sortiments erfreut und übernahmen diese Aufgabe. Als um das Jahr 1880 Frank Winfield Woolworth die Glasschmuckartikel für seine Kaufhauskette in den USA entdeckte, ja, aufgrund der hohen Nachfrage große Stückzahlen bestellte, war der Siegeszug der Christbaumkugel nicht mehr aufzuhalten. Heute bringt man Lauscha wie selbstverständlich mit den fragilen, verspiegelten Kugeln in Verbindung. Dabei hat die Glasfertigung in Thüringen eine viel längere Tradition, schon im zwölften Jahrhundert nutzte man den hier zu findenden Quarzsand als Rohstoff, dazu gab es in den Wäldern Holz im Überfluss zum Beheizen der Öfen. Anfangs war das Handwerk ein Wandergewerbe, wenn nach ein paar Jahren die Waldbestände der Umgebung aufgebraucht waren, zogen die Glasmacher weiter auf der Suche nach neuem Brennstoff.

Zerbrechliche Kunstwerke in allen Formen und Farben
Zerbrechliche Kunstwerke in allen Formen und Farben

Im 16. Jahrhundert entwickelten sich um die Glashütten herum Siedlungen. Alte Dokumente belegen, dass ein Hans Greiner am 10. Januar 1597 von Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg die Genehmigung zum Betrieb einer Glashütte erhielt. Den Ort des historischen Geschehens kennt man heute als Hüttenplatz, um die Hütte Greiners herum entstand Lauscha. Heute prägen mehrere Glasbetriebe das Bild des Städtchens, die Erzeugnisse könnten dabei verschiedener allerdings nicht sein. Vom Hüttenglas über modern gefertigte Flaschen bis zu Glasfaser-Dämmstoffen reicht die Palette der Erzeugnisse. Ebenfalls in Lauscha gelangen einem gewissen Friedrich Müller-Uri im Jahre 1835 Fortschritte bei der Entwicklung eines künstlichen Auges für Menschen. Natürlich benötigen Puppen und Teddys – im nahen Sonneberg gefertigt – ebenfalls Augen aus Glas. Im Museum für Glaskunst erhält man einen Überblick über die Historie der Glasherstellung, Objekte aus Vergangenheit und Gegenwart zeigen die vielfältigen künstlerischen Gestaltungsformen des Materials. Und wer durch Lauscha bummelt, wird eine Reihe von Werkstätten entdecken, die allesamt ihre künstlerischen Erzeugnisse zum Verkauf anbieten. Wer Glück hat, kann in dem einen oder anderen Betrieb im Rahmen einer Führung den Meistern bei der Arbeit über die Schulter schauen. Schon Theodor Fontane staunte einst über das Gewerbe: „… am meisten beeindruckt hat mich auf meiner Reise der Besuch der hiesigen Glashütte. Ich hatte mir die Glasherstellung etwas anders vorgestellt. Jedenfalls habe ich größte Hochachtung vor diesen Leuten, die einen so unentbehrlichen Stoff herstellen …“

Kontakt: Tel.: 036702 20724

www.glasmuseum-lauscha.de

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Textquelle:Unser Leseangebot

Seyfarth, Gören: "Thüringen. Die 99 besonderen Seiten der Region" mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH Halle, 2016 ISBN: 978-3-95462-631-1

Bildquellen:

Fotos von Barbara Gerlach

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