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Luther im Himmel

Das jünste Gericht

Christoph Werner

Der große Reformator steht vor dem jüngsten Gericht; er ist angeklagt, auf Erden wahrhaft unchristlich gehandelt zu haben, da er Hexen, Juden und andere Gegner zu ersäufen oder zu pfählen empfahl. Nun muss er sich vor Gott rechtfertigen, warum er gegen das biblische Gebot der Nächstenliebe verstoßen habe.

Ae jedes Döng hat seine Zeit

Ae jedes Döng hat seine Zeit

Anton Sommer

Der Rudolstädter Dialektdichter Sommer führt in Thüringer Mundart durch ein Jahr im Rudolstadt des 19. Jahrhunderts. So wird dem Leser berichtet, dass es im Frühjahr üblich war, in Rudolstadt Brezeln zu essen, ob zum Kaffee oder zum Bier. Auch heute noch wird die Brezeltradition in der Thüringer Stadt gelebt. Insbesondere beim Rudolstädter Vogelschießen wird das knusprige, braune Laugengebäck in verschiedenen Größen und Varianten angeboten.

Und, wie es scheint, wurden die heißgeliebten "Brazeln", an denen sich dann jeder im Frühlingsverlauf übergessen hatte, dann im Sommer von der berühmten Bratwurst – wahrscheinlich damals schon nach Thüringer Art – abgelöst, die dann gebraten, vielleicht sogar schon gegrillt wurde, wie heute. Das Gedicht zeigt nicht nur die Mundart Rudolstadts, sondern bietet auch Einblick in die regionaltypischen Gebräuche.

Carolin Eberhardt

Ae jedes Döng hat seine Zeit,

un äns gächt `s andere,

was alleweile uns erfreut,

muss nachen widder wandre.

 

Das  kammer hier in Rudelstadt

Genau in jeden Jahre,

wenn Aender nur droff Achtjen hat,

met Sicherhät erfahre.

 

Sublad ä Jahr hat angefang,

da hiert mersch Reiback schreie,

da sinn ä Wochner achte lang,

de Brazeln an d’r Reihe.

 

Da muss mer äne Brazel ha

Zu `n Koffee un zu `n Biere,

und kriecht mehr zahnmal alte a,

mer lässt sich doch verfihre.

 

Bald hat mer aber satt dadran,

se woll’n nech schmecke merre,

da komm de Bittlingsmanner an

met Karren und Gescheree.

 

Da greift mer nun dadernach

Met grußen Appetite,

bis off `n drötten Feiertag,

da sinn se in d’r Blithe.

 

Wenn nachsen das ä Ende hat,

mer mag känn merre kafe,

da sieht mer in d’r ganzen Stadt,

de Eiermägen lafe.

 

Da kammer sich a Gitchen tu,

`s sinn delekate Eier,

da lang ä Jedes garne zu,

se sinn ju a nech teier.

 

Wenn’s aber giht in Sommer nein,

verlangt mer nach `n Werschten,

da wird gebraten droff un drein,

da labt mer sich am merschsten.

 

Un su gieht's fort bis widder schreit

D’r Brazeljong in Jahre.

Ae jedes Göng hat seine Zeit,

das kammer hier erfahre.

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