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Jürgen Krätzer

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Jürgen Krätzer eröffnet uns eine neue Sicht auf den Autor. Er war eine faszinierende Persönlichkeit, ein kluger Kopf mit spitzer Zunge und sensiblem Herzen – ein „Freigeist“.

Porzellan und Porzelliner

Porzellan und Porzelliner

Ursula Koch

Johann Friedrich Böttger
Johann Friedrich Böttger

Johann Friedrich Böttger, 1682 in Schleiz geboren, war der erste Thüringer, der sich erfolgreich mit dem Porzellan beschäftigte. Sein Vater war wenige Jahre als Münzmeister in Schleiz tätig, kehrte aber noch im Geburtsjahr des Sohnes in seine Heimatstadt Magdeburg zurück. Johann Friedrich Böttger absolvierte eine Apothekerlehre in Berlin und erwarb sich schon früh den Ruf, dass ihm bei seinen alchemistischen Versuchen die Herstellung von Gold gelungen sei. Der preußische König Friedrich I war daran interessiert, Böttgers Fähigkeiten zur Auffüllung seiner leeren Staatskasse zu nutzen, doch dem jungen Apotheker gelang die Flucht in das sächsische Wittenberg. Seine Auslieferung an Preußen wurde u. a. mit der Begründung abgelehnt, dass er auf Grund seines thüringischen Geburtsortes kein preußischer Untertan sei. So sollte Schleiz, das Böttger als halbjähriges Baby verlassen und niemals wieder besucht hatte, eine wichtige Rolle für seinen weiteren Lebensweg spielen.

Auch ein zweiter Thüringer ist aus der Geschichte der Meißener Porzellanmanufaktur nicht wegzudenken. Es ist Johann Gregorius Höroldt, der 1696 als Sohn eines Schneidermeisters in Jena geboren wurde. Er arbeitete als Tapeten-, aber auch als Miniaturmaler und Kupferstecher in Wien. Zur vollen Entfaltung kam sein künstlerisches Talent aber erst in Meißen, wo er mit seinen eleganten Chinoiserien meisterhafte Werke der Porzellankunst schuf. Er entwickelte auch Geschirrdekore wie das der „Indianischen Blume", das ein halbes Jahrhundert später in den meisten Thüringer Manufakturen nachgeahmt werden sollte.

Das Geheimnis der Porzellanherstellung ließ sich nicht lange hüten. In Thüringen versuchte man mit Hilfe zugewanderter oder abgeworbener Fachleute das „weiße Gold" herzustellen. Aber die Versuche 1737 in Ilmenau, 1739 in Belvedere bei Weimar und Schloß Wilhelmsthal bei Eisenach brachten nicht die gewünschten Resultate. Erst um 1760 führten die Forschungen zur Porzellanherstellung gleich mehrfach zum Erfolg. Die Väter des Thüringer Porzellans gingen von ganz unterschiedlichen Voraussetzungen an die Lösung dieses Problems heran.

Georg Heinrich Macheleid
Georg Heinrich Macheleid

Georg Heinrich Macheleid (1723-1801) interessierte sich während seiner Studienzeit in Jena nicht nur für sein Hauptfach Theologie, sondern auch für naturwissenschaftliche Vorlesungen. Sie regten ihn zum Experimentieren an, um aus einheimischen Rohmaterialien Porzellan herstellen zu können. Durch Zufall, so sagt man, habe er von einer Botenfrau Streusand gekauft, der sich als für seine Versuche geeignet erwies. Er fand die Lagerstätte dieses kaolinhaltigen Sandes in der Nähe von Königsee. Den ungeliebten Predigerberuf gab er auf und widmete sich ganz seinen Laborversuchen. Sie waren so erfolgreich, dass er am 8. September 1760 seinem Landesherrn, dem Fürsten Johann Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt, die Bitte um das Privileg für eine Porzellanfabrik in Sitzendorf vortragen konnte. Er erhielt die Erlaubnis und gründete damit die älteste, noch heute produzierende Thüringer Porzellanmanufaktur. Macheleids Arkanum, das er 1762 niedergeschrieben hat, blieb erhalten und ist ein wichtiges Dokument, das Auskunft über den Stand der Technologie in jener Zeit gibt und davon zeugt, dass man das Herstellungsverfahren als Geheimnis streng hütete.

Am 12. September 1760, reichte auch der schwarzburgische Hütteninspektor Wolfgang Hammann (1713-1785) seine Proben am Rudolstädter Hof ein. Am 15. Oktober des gleichen Jahres ließ ihm Fürst Johann Friedrich mitteilen, dass er sich für Macheleid entschieden habe, dass es ihm aber unbenommen bleibe, seine Bemühungen fortzusetzen. Hammann war ein überaus erfolgreicher und wohlhabender Mann, der sich bis zum Besitzer der Schulenburgischen Hammerwerke und Eisenerzgruben in Katzhütte emporgearbeitet hatte. Nachdem auch seine zweite Bitte um eine Konzession zur Errichtung einer Porzellanfabrik in Katzhütte 1763 abschlägig beschieden worden war, erhielt er am 30. März 1764 von dem Fürsten Franz Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld das Privileg, in Wallendorf eine Manufaktur zu betreiben. Teilhaber wurden die Vettern Gotthelf und Gottfried Greiner.

Johann Gotthelf Greiner (1732-1792) wird auch als „Vater des Thüringer Porzellans" bezeichnet. Er entstammte einer Glasmacherfamilie, die 1525 nach Thüringen kam. Die Glasmeister verwendeten kaolinhaltigen Ton und machten dabei die Erfahrung, dass sich an den Gefäßen Porzellanablagerungen bildeten. Es musste ihnen also nur gelingen, diese zufälligen Ergebnisse ganz gezielt zu erreichen. Johann Gotthelf Greiner unterstützte die Experimente seines Vetters Johann Gottlieb zunächst finanziell und blieb von den Versuchen ausgeschlossen. Erst auf sein energisches Drängen hin wurde er einbezogen. „In Kurzem hatte ich eine Glasur, wie ich sie wollte, die nichts zu wünschen übrig ließ. Auch der Körper des Porcellans war endlich so vervollkommnet worden, dass die Mehrzahl meiner glasurten und gebrannten Proben, als in jeder Hinsicht dem Meißner Porcellan gleich, angesehen werden konnten", berichtete Johann Gotthelf Greiner in seiner Autobiographie.

1761 suchten die Vettern bei ihrem Landesherrn, dem Herzog von Sachsen-Meiningen um die Konzession für eine Porzellanmanufaktur nach. Sie wurde ihnen zwar 1762 gewährt, nützte ihnen aber wenig, weil ihnen das nötige Brennholz nicht garantiert werden konnte. Johann Gottlieb Greiner starb bereits 1768. Sein Vetter Johann Gottfried gründete ein eigenes Unternehmen. Neben Limbach gehörten die Manufakturen in Großbreitenbach, Rauenstein und später Kloster Veilsdorf zum Familienbesitz der Greiners, die damit die Produktion um 1800 in Südthüringen beherrschten.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Süd- und Ostthüringen von einem regelrechten Porzellanfieber befallen. In jedem der kleinen Fürstentümer entstanden Manufakturen, die zwar in ihrem eigenen Land das Privileg der Ausschließlichkeit genossen, sich aber beim Absatz erbitterte Konkurrenz machten.

Nach 1871 setzte ein regelrechter Gründungsboom ein. 1895 gab es 878 Porzellanunternehmen mit 15.762 Beschäftigten, die ihren Sitz in Thüringen hatten.

Der wichtigste Erneuerer des Thüringer Porzellans war Max Adolf Pfeiffer, der von 1908 bis 1913 als Direktor die Porzellanfabrik Mann und Porzelius AG in Unterweißbach leitete und dort die „Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst" gründete. Er war der Meinung, dass der im Porzellan-Genre noch immer vorherrschende Historismus durch zeittypische Kunstwerke abgelöst werden müsse. Ihm gelang es, Künstler wie Ernst Barlach, Gerhard Marcks, Max Esser, Paul Scheurich u. a. dazu zu bewegen, ihm Modelle zur Verfügung zu stellen.

Während des ersten Weltkrieges ging die Porzellanproduktion stark zurück, doch in den ersten Nachkriegsjahren kam es noch einmal zu einem kräftigen Aufschwung. Leider war die Blütezeit nur sehr kurz, die Folgen der Weltwirtschaftskrise brachten auch alteingesessene Traditionsfirmen an die Grenzen ihrer Existenz. Der zweite Weltkrieg und die nachfolgenden Enteignungen dezimierten die Zahl der Unternehmen noch weiter.

Nach der Wende 1989/90 war die wirtschaftliche Situation der meisten Fabriken außerordentlich schwierig, da die Märkte im Osten nicht mehr existierten. Manche Betriebe mussten schließen, andere haben sich verkleinert, pflegten jedoch die alten Manufakturtraditionen mit ihrer aufwendigen Handarbeit weiter. Bei allem Traditionsbewusstsein bemühen sich die Betriebe auch, ihr Sortiment mit modernen Artikeln zu erweitern, wobei sie für ihre originellen Erzeugnisse öfters ausgezeichnet wurden.

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Den vollständigen Text lesen Sie in der Publikation „Unterwegs auf der Thüringer Porzellanstraße" des Fördervereins Thüringer Porzellanstraße e.V.

Im Internet finden Sie viele weitere Informationen unter http://www.thueringerporzellanstrasse.de/

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