Von der Autobahn A4 zwischen Eisenach und Erfurt (und auch in umgekehrter Richtung) kann man sie gut sehen. Wenige Kilometer von Arnstadt, Thüringens ältester Stadt, entfernt thront sie auf einem 420 Meter (NN) hohen Hügel, der eigens für sie geschaffen scheint. Wer die Wachsenburg erreicht hat, wird mit einem weiten Blickfeld über das westliche Mittelthüringen belohnt. In den vier Himmelsrichtungen kann er auf die Städte Arnstadt, Gotha und Erfurt sowie auf Thüringens vierthöchste Erhebung, den Inselsberg (fast 1000 Meter hoch), schauen. Das haben sich auch diejenigen zu Nutze gemacht, die an diesem Ort vor mehr als tausend Jahren eine Burg errichtet haben. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie im Jahr 1170 als Herkunft eines Edelmanns von Wassenburg. Das althochdeutsche Wort „was" bedeutet scharf oder auch steil. So geht der Name der Burg darauf zurück, dass sie auf einem steilen Berg gelegen ist. Wie es sich für eine alte Veste gehört, erlebte sie eine wechselvolle Geschichte und wurde mehrfach zerstört. Umso mehr freuen wir uns darüber, dass sich immer wieder jemand fand, der dieses landschaftsprägende Kleinod wieder aufbaute. Zuletzt, nach der Wende in Deutschland, war dies die Familie Wagner, die im Jahr 2003 die Burg erwarb und sie mit viel Liebe und Sachverstand so restaurierte, dass der Besucher den Flair einer langen Geschichte nachempfinden kann. Die Burg beherbergt heute ein Museum sowie ein Drei-Sterne-Hotel und ein Restaurant mit Rittersaal, mehreren Nebengelassen und einer zünftigen Innenhofgaststätte.
Ursprünglich aber war es ihre Aufgabe, Teile der mittelthüringischen Ebene zu beherrschen und einen nahegelegenen Handelsweg zwischen Erfurt und Nürnberg zu überwachen. Zwischen 1446 und 1451 war die Wachsenburg im Besitz der Brüder Busso, Bernhard und Apel Vitzthum, die in der Zeit des Wettiner Bruderstreits eine unrühmliche Rolle spielten. Apel Vitzthum, der vom Volksmund aus als „Brandmeister von Thüringen" bezeichnet wurde, soll das Vertrauen der Landesfürsten missbraucht und sich zu einem gefürchteten Raubritter entwickelt haben. Im Jahr 1451 stürmten Erfurter Bürger die Veste. Unterstützt von Bergleuten aus dem Mansfelder Land brachten sie die Burg zu Fall. Von den Vitzthums konnten sie allerdings keinen ergreifen. Denen soll die Flucht durch einen unterirdischen Gang gelungen sein.
Während des 30-jährigen Krieges verfiel die Wachsenburg, wurde danach ab 1651 wieder aufgebaut. Mehr als 150 Jahre diente sie als Arrestanstalt für Militärpersonen. Von 1933 bis 1944 wurde sie von Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus, die sich um Theodor Neubauer und Adolf Reichwein geschart hatten, als Nachrichtenvermittlungsstelle genutzt. Heute ist die Burg vor allem Ziel für Wanderer, für Menschen, die Ausschau halten oder Burgromantik erleben und vielleicht auch in ritterlichem Ambiente speisen und nächtigen wollen.
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Fotos: Rita Dadder