Ich fuhr also diese schmale Straße nach Kapellendorf und erblickte schon vor dem Ortseingangsschild die Wasserburg. Sie liegt im Herzen des Ortes. Groß und mächtig wirkte sie auf mich, obwohl der Ort einen eher verschlafenen Eindruck macht. Diese Burg prägt das Dorf und wirkt wie auf einer Insel erbaut, umgeben von einem Wassergraben.
Im Inneren erfahre ich viel Interessantes über die Burg und das Örtchen Kapellendorf.
Die Burg stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Sie war kreisrund angelegt. Ihr Durchmesser betrug 32 Meter. Ringmauer, Graben und Reste eines romanischen Wohnbaues sind noch heute zu sehen.
Der Burggraf Hartmann von Kirchberg musste Kapellendorf 1348 an die Stadt Erfurt verkaufen. Der Ort wurde Amtssitz, und die Burganlage erweitert. Aus dieser Zeit ist heute noch die Kemenate und ein Küchengebäude erhalten. Der schützende Wassergraben wurde auf 30 Meter verbreitert und mit einem Wall versehen. Der Durchmesser der Burg betrug damit 180 Meter.
1446 übergab die Stadt Erfurt dem Ritter Apel Vitzthum von Rossla das Land um Kapellendorf, damit dieser Erfurter Kaufleute zu schützen habe. Doch zusammen mit den Brüdern Busso und Bernhard verhielt sich Apel Vitzthum als Raubritter, überfiel 1451 eine Gesandtschaft, raubte sie aus und nahm sie ein. Die Städte Erfurt, Sangerhausen, Mühlhausen und Nordhausen belagerten Kapellendorf und die dazugehörigen Burgen der Vitzthume Wachsenburg, Kunitzburg, Dornburg, Leuchtenburg, Isserstedt, Camburg und weitere.
Nach acht Wochen waren die „Raubritter" geschlagen. Kapellendorf gehörte wieder zu Erfurt - wurde aber später verpfändet. Unwetter und Brände zerstörten Teile der Burg, die jedoch stets wieder aufgebaut wurden. 1806, während der Schlacht bei Jena und Auerstedt, war sie Hauptquartier des Fürsten Hohenlohe-Ingelfingen, der als Oberbefehlshaber einen Teils der preußischen Armee befehligte. Bis 1918 war Kapellendorf im Besitz der Herzöge von Sachsen-Weimar. 1929 übernahm die Stadt Erfurt wieder die Burg. 1930 wurde die „Burggemeinde Kapellendorf" gegründet. Heute ist sie Eigentum der Stiftung Thüringer Schösser und Gärten und dient als Museum über „Thüringer Burgen".
Nach so vielen Informationen, die ich über die Wasserburg Kapellendorf gewonnen habe, wird dies bestimmt nicht mein letzter Besuch gewesen sein. Ich werde mir das Kabarett auf jeden Fall ansehen.
Just in diesem Moment fällt mir doch wieder meine Verabredung in Jena ein, wo ich heute eigentlich hin wollte. Na jetzt aber schnell!
---
Fotos: Lisa Neumann