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Die verlassene Schule bei Tschernobyl - Lost Place

Nic

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Nuklearkatastrophen. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der Atom-Bombe von Hiroshima 1945. Erst drei Tage später wurde die 3 km entfernte Stadt Prypjat evakuiert und alle Bürger mussten ab 14 Uhr "vorübergehend" ihren Wohnort verlassen. Seither ist die Mittelschule der Stadt verwaist.

30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Doch genau die machen den Ort sehenswert. Der Großteil der Mittelschule ist in einem unberührten Verfallszustand. Die Wände verlieren ihre Farbe, die alten Schulbücher erinnern an den einstigen Schulalltag. Das Heft zeigt Klassenräumen, Flure, die Turnhalle und die große Schulaula.

Das Heft bietet in der Mitte ein doppelseitiges Poster.

ISBN: 978-3-86397-121-2

Preis: 3,00 €

Sophienheilstätte München

Sophienheilstätte München

Tiffany Tabbert

Genesungshaus für Lungenkranke

Wer hinter Bad Berka in Richtung Kranichfeld durch den Wald spaziert, könnte auf ein imposantes Gebäude stoßen: Die Sophienheilanstalt in München. Es ist ein schönes und großes, aber sichtbar dem Untergang geweihtes, Fachwerkhaus. Niemand will es kaufen, niemand will es restaurieren. Schade um die geschichtsträchtige Heilstätte...

Schon Hippokrates beschrieb eine Krankheit, die er damals „Phthisis" (Schwund) nannte. Es handelte sich um die Lungenschwindsucht, die heute als Tuberkulose bezeichnet wird. Alte Kulturen aus China, Indien und Griechenland beschreiben die Symptome: starker Husten mit blutigem Auswurf. Auch im Jahr 2011 gab es noch ca. 4300 Neuinfizierungen in Deutschland und weltweit starben 1,4 Millionen Menschen an Tuberkulosefolgen. Mit der Industrialisierung in Deutschland wuchs auch die Krankheit. Bei Buchdruckern waren im Jahre 1899 45 %, bei Tapezierern 65 % der Sterbefälle auf Tuberkulose zurückzuführen. Bekannte Persönlichkeiten, die an Schwindsucht erkrankten, waren Friedrich Schiller, Frédéric Chopin, Anette von Droste-Hülshoff, Molière, Paganini oder Carl Maria von Weber. Matthias Claudius, ein Theologiestudent der Universität Jena, litt seit 1759 an der Krankheit. Er schrieb „Ein Lied für Schwindsüchtige":

Westansicht der Heilstätte
Westansicht der Heilstätte

Weh mir! Es sitzt in meiner Brust

Und drückt und nagt mich sehr.

Mein Leben ist mir keine Lust

Und kein Freude mehr.

 

Ich bin mir selber nicht mehr gleich.

Bin recht ein Bild der Not,

Bin Haut und Knochen, blaß und bleich

Und huste mich fast tot...

 

Die Ärzte tun zwar ihre Pflicht

Und pfuschen drum und dran;

Allein sie haben leider nicht

Das, was mir helfen kann. ...

Liegehalle der Sophienheilstätte 1949
Liegehalle der Sophienheilstätte 1949

Der erste Bekämpfungsversuch von Schwindsuchfällen in Bad Berka fand 1882 in Waldgebieten am Rodberg statt. Die Lungenkranken wurden in überdachten Schlafstätten untergebracht. Der behandelnde Arzt Dr. Willich, der Bad Berkas ruhige Lage und die besonders gute Luft schätzte, berief sich auf Untersuchungen der ersten Heilanstalt für Tuberkulose Göbersdorf, die 1854 in Schlesien gegründet wurde.

1898 wurde dann die Sophienheilanstalt (der Name stammt von der verstorbenen Großherzogin) als „Genesungshaus für Lungenkranke" eigerichtet. Sie fand ihren Platz im Wald, im heutigen Bad Berkaer Ortsteil München, weil sich die Bewohner des Örtchens vor der Schwindsuchtkrankheit fürchteten. Zuerst war das Gebäude einstöckig, 1912 wurde es dann auf vier Etagen aufgestockt und ist bis heute so erhalten geblieben. Im Wald richtete man weitere Liegehallen ein, die bis zum 2. Weltkrieg noch genutzt wurden. Die Therapie der Patienten bestand aus langen Waldspaziergängen, Atemübungen oder gar Arbeit im Garten der Heilstätte.

Postkarte eines Patienten um 1904 *
Postkarte eines Patienten um 1904 *

Tatsächlich existiert ein Zeitzeugenbericht über den Patientenalltag der Heilstätte. Moritz William Bromme berichtet in seinem Buch „Lebensgeschichte eines modernen Fabrikarbeiters" über den Alltag in der Heilstätte. Patienten die eine Kur in der Sophienheilstätte antraten, mussten 6 Hemden, 2 Unterhosen, 10 Taschentücher, 3 Paar Strümpfe, 1 Anzug, 1 Paar feste Stiefel oder Schuhe, 1 Paar Gummiüberzieher für nasse Witterung, 1 Paar Haus- oder Morgenschuhe, Kleiderbürste, Zahnbürste, Waschlappen, Seife, Kamm, Überrock mitnehmen. Bromme musste sich sogar die fehlenden Dinge leihen. Er beschrieb das Prozedere bei der Aufnahme: Jeder Patient wurde von der Oberschwester empfangen und in einem Verzeichnis eingetragen. Es wurde Fieber gemessen, gebadet und das Bett zugewiesen. Die Patienten erhielten eine blaue Taschenspuckflasche mit dem Hinweis, den „Auswurf" dahinein zu spucken und nur in den Klosetts zu entsorgen, denn im Sanatorium war strenge Hygiene gefordert. Ein Verstoß trug den Abbruch der Kur mit sich.

Durch den zweiten Weltkrieg breitete sich die Tuberkuloseseuche immer mehr aus und auch Soldaten wurden in der Heilstätte behandelt (1919 starben in Deutschland über 131.000 Menschen an Schwindsucht). Inflation, fehlende Kohlen und Verpflegung der Patienten gestalten die Heilung schwierig.

Mitte der 1920er Jahre wurde die Heilstätte allmählich zu einem modernen Zentrum mit thoraxchirurgischer Plattform ausgebaut. Mitverantwortlich war Dr. Adolf Tegtmeier, der 1924 Chefarzt wurde.

Während des Nationalsozialismus wurden in Deutschland bestimmte Verordnungen gegen Tuberkulosekranke erhoben. So wurde ein Eheverbot, Sterilisation, Behandlungszwang und Zwangsisolierung (damals als Zwangsasylierung bezeichnet) verordnet. Diese Zwangsasylierung fand in einem Lager in Stadtroda statt. Chefarzt Dr. Tegtmeier lehnte in einem Brief allerdings die Verlegung seiner Patienten nach Stadtroda ab. Stattdessen wollte er eine Quarantänestation in der Nähe der Sophienheilstätte gründen. Dazu kam es allerdings nie. Die Patienten der Heilstätte mussten trotzdem unterstützende Arbeit leisten. Unter anderem produzierten sie Sicherungen für elektrische Leitungen. Das Gebäude wurde während des Krieges mit einem riesigen roten Kreuz auf dem Dach gekennzeichnet, vermutlich blieb sie deshalb von Bombenangriffen verschont. Auch der Plan, das Sanatorium in ein Kriegslazarett umzuwandeln, konnte vom Chefarzt Tegtmeier abgewehrt werden.

Nach dem Krieg wendete sich das Blatt für die Erkrankten. In der sowjetisch besetzten Zone, während der ersten Jahre der DDR, gab es Krankengeldzuschläge, monatliche Beihilfen, Kündigungsschutz, auch Röntgenuntersuchungen wurden finanziell unterstützt, der BCG-Impfstoff wurde produziert. Die Sophienheilstätte wurde ausgebaut. Sie bekam mehrere Bettenhäuser zugesprochen, unter anderem das Tonndorfer Schloss. Der in Bad Berka Anfang der 1950er Jahre errichtete Neubau einer Tuberkuloseklinik wurde gleichzeitig der erste Klinikbau der DDR (die heutige Zentralklinik in Bad Berka).

Nachdem Tuberkulose mit Medikamenten und Chemotherapie erfolgreich behandelt worden konnte, wurden in die Sophienheilstätte die Abteilungen für Orthopädie und Urologie verlegt. 1994 schloss die Klinik endgültig ihre Pforten. Auch 20 Jahre nach der Schließung hat sich noch kein Käufer für das denkmalgeschützte Gebäude-Ensemble gefunden. Stattdessen steht es immer wieder im Fokus von Menschen, die solche „verlassenen Orte" in Deutschland als Highlight aufsuchen. Immer wieder wird in das Gebäude unbefugt eingedrungen...

Weiterführende Literatur:

Schach der Tuberkulose - aber matt?. Die Lungenheilstätten Bad Berka
Christa Kouschil und Birgit Berndt
Preis: 12,00 €
Verlag: edition bodoni
ISBN: 978-3-940781-02-4

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Vorschaubild: Wikswat, Wikipedia, (CC BY-SA 3.0)

Bild 4 von der Zentralklinik Bad Berka zur Verfügung gestellt.

Restliche Bilder von Georg Kupisch.

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