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Tee mit der Königin

Kurzgeschichten aus Wales herausgegeben und übersetzt von Frank Meyer und Angharad Price.

Sonneberg

Sonneberg

Jessy von Berg

Im Süden Thüringens liegt inmitten von Hügeln und Bergen die Stadt Sonneberg, die weit über die Grenzen des Freistaates Bekanntheit erlangt hat. Phrasen wie „Deutsches Spielzeugmuseum“ oder „Weltspielzeugstadt“ führen bei Bewohnern anderer Regionen oder Bundesländer häufig zu wissenden Blicken, denn die meisten von ihnen haben irgendwann schon mal etwas über Sonneberg gehört. Kein Wunder, denn Sonneberg stellte vor dem Ersten Weltkrieg circa 20 Prozent der auf dem Weltmarkt gehandelten Spielwaren her, vorwiegend in Heimarbeit.
Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass die Kreisstadt eine kleine Berühmtheit ist, die sogar die Aufmerksamkeit der USA erregte. Doch zu diesem Punkt später mehr.

Sonneberg im 16. Jahrhundert
Sonneberg im 16. Jahrhundert

Die Ursprünge – Eine Siedlung am Fuße des Berges


Erstmals urkundlich erwähnt wird der Name Sonneberg 1207. Er geht auf das Adelsgeschlecht der Herren von Sonneberg zurück, das unterhalb der Burg Sonneberg eine Siedlung gründet. Sie stehen als Ministerialen im Dienst der Herzöge von Andechs-Meranien, einer bayrischen Adelslinie, das in der Region um Sonneberg und Coburg eine herrschaftliche Verwaltung errichten lässt.
Allerdings sollten die Herren von Sonneberg nicht ewig im Schatten ihrer Schirmherren stehen. 1252, nach dem Untergang des Herzogtums Meranien, stiften sie das Kloster Sonnefeld, nachdem sie in den voran gegangenen Jahren umfangreichen Besitz um Umland ihrer Siedlung erworben haben. Was als Höhepunkt dieses Geschlechts gilt, wird gleichzeitig als „Anfang vom Ende“ beschrieben, denn Ende des 13. Jahrhunderts beginnt der Verfall des Adelsgeschlechts, bis sie 1310 auf männlicher Linie gänzlich aussterben.
In Folge dessen fällt die Herrschaft sieben Jahre später an die Grafen von Henneberg. 1349 spricht die neue Landesherrin Jutta von Henneberg der Siedlung mit einer Urkunde die städtischen Rechte zu. Nach 36 Jahren unter hennebergischer Herrschaft fällt Sonneberg nach dem Tod der Gräfin 1353 zusammen mit dem nahe gelegenen Coburg an die Wettiner, die die Region als militärischen Stützpunkt nutzen.
Im 16. Jahrhundert gehört Sonneberg dem Herzogtum Sachsen-Coburg an, das gemeinschaftlich von den Herzögen Johann Casimir und Johann Ernst regiert wird. 1596 teilen sie das Herzogtum in Sachsen-Coburg und Sachsen-Eisenach, bis die beiden Herrschaftsgebiete 1633 nach dem Tod Johann Casimirs kurzzeitig unter Johann Ernst wieder vereint werden. Im Zuge der „Gothaischen Teilung“ 1680 entsteht schließlich unter Herzog Albrecht erneut ein Herzogtum Sachsen-Coburg, das allerdings weitaus weniger Fläche umfasst als sein Vorgänger.

Die Weltspielzeugstadt in ihrer Blüte


Den Titel „Weltspielzeugstadt“ verdient sich Sonneberg im Jahr 1913. Schon vom 16. Jahrhundert an entwickelt sich aus der alteingesessenen Holzwarenherstellung die Spielwarenherstellung, die um 1700 industrialisiert wird. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entsteht die Firma Dressel, der größte Spielwaren-Exporteur in Sonneberg, die sich ab 1873 Firma Cuno & Otto Dressel nennt. Auch die Einführung des Papiermachés trägt maßgeblich dazu bei, dass Sonneberg zu einem Spielzeugproduktionszentrum mit Weltgeltung aufsteigt.
Wie eingangs erwähnt, stellt Sonneberg vor dem Ersten Weltkrieg einen beträchtlichen Anteil an Spielzeug für den Weltmarkt her und exportiert dabei sogar in die USA.
Sonneberg gilt dahingehend als wohlhabende Stadt, auch wenn die Arbeiter in den Kleinbetrieben und die Heimarbeiter unter großem Druck stehen, der ihre Lebensbedingungen bestimmt. Bis zur Erschöpfung wird gearbeitet, sogar die Kinder müssen mit einbezogen werden, um das Notwendigste zu erwirtschaften. Auch das ungesunde Arbeitsumfeld, die beengten Lebensumstände und die schlechte, häufig mangelhafte Ernährung tragen erheblich dazu bei, dass sich Krankheiten wie Tuberkulose in Sonneberg so rasend verbreiten wie in keinem anderen Teil des Reichs. Ein Drittel aller Todesfälle wird dabei durch die Lungenkrankheit verursacht.
Einen genaueren Einblick in diese Thematik gibt die 2008 herausgegebene Dokumentation „Das verlorene Spielzeug“, die auf Anfrage auf zauberhaftes-sonneberg.de erhältlich ist. In 108 Minuten behandelt Roland Wozniak die Spielzeugregion von den Anfängen bis in die Gegenwart, wobei sich die Dokumentation in insgesamt vierzehn Kapiteln mit der Entstehung der Stadt Sonneberg, ihrer Herausbildung als Spielzeugregion sowie weniger erfreulichen Themen wie dem Ersten Weltkrieg beschäftigt. Weiterhin wird der Zeitraum der DDR bis zur Wiedervereinigung beleuchtet. Ein weiteres Kapitel ist den Spielzeugmachern heute gewidmet, denn auch wenn das Spielzeug nie wieder jene wirtschaftliche Bedeutung wie vor dem Ersten Weltkrieg erlangte, so prägt es bis heute die Stadt und ihre Umgebung.


Eine Kleinstadt ganz groß – Wofür wir noch bekannt sind

Doch nicht nur das Spielzeug macht die Stadt interessant. So gibt es außer dem Deutschen Spielzeugmuseum weitere Sehenswürdigkeiten, beispielsweise das Deutsche Teddybären-Museum und das Astronomie-Museum der Sternwarte. Für Naturinteressierte sind das Schauaquarium „Nautiland“ und der Heimattiergarten sicher einen Besuch wert.
Sonneberg kann ebenfalls mit regemäßigen Veranstaltungen wie den Internationalen Sonneberger Jazztagen, die jährlich im November stattfinden, oder dem Internationalen Puppenfestival, das zusammen mit der Nachbarstadt Neustadt bei Coburg abgehalten wird, aufwarten.
Einige berühmte Söhne und Töchter Sonnebergs sind unter anderem Hermann Pistor, der Begründer der modernen Augenoptik, der Astronom Cuno Hoffmeister, die Skilangläuferin Simone Opitz und der Schriftsteller Dirk Seliger, der außerdem am Staatlichen Gymnasium unterrichtet.
Auch kulinarische Spezialitäten lassen sich in der Stadt finden, so beispielsweise die Sumbarcher Broudwörscht, also die Sonneberger Rostbratwurst, und die Sumbarcher Arpflsklüeß, die eine Variante der Thüringer Klöße darstellen. Weiterhin beliebt ist ein Gericht mit dem Namen Saura Schniedla bzw. Süßa Schniedla. Darunter versteht man eine einfache Gemüsesuppe.
Wie an den Namen der Gerichte bereits zu erkennen, spricht man in Sonneberg einen ganz eigenen Dialekt – Itzgründisch. Die Sumbarcher Mundart wird dabei als Variation dieses Dialekts verstanden. Schon im 19. Jahrhundert wurde die Sonneberger Mundart vom Sprachforscher August Schleicher in seinem Werk „Volkstümliches aus Sonneberg im Meininger Oberlande“ beschrieben.

Doch nicht nur kulturell hat Sonneberg einiges zu bieten. Zahlreiche Wanderwege rund um die Stadt können mit ihrer Nähe zur Natur begeistern und laden zum Spazieren durch Wald und Flur ein. Sie sehen also, Sonneberg ist in jedem Fall einen Besuch wert.


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Foto Sonneberg: Jessy von Berg

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