Thüringen-Lese

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Es war mir ehrlich gesagt völlig egal
Frank P. Meyer

Geschichten über die Stärken und Schwächen, die Vorzüge und Beschwerlichkeiten des starken Geschlechts. Witzig und erfrischend erzählt, handeln die Erzählungen von den großen Jungs der Provinz, die mit Naivität und Obercoolness überzeugen.

Hörselberg

Hörselberg

Philipp Heinrich Welcker

Phantasterei eines Heimatdichters

Welcker verfasste eine Vielzahl an Gedichten. Vor allem die Thüringer Natur scheint den studierten Literaten inspiriert zu haben. Die Schönheit und das Geheimnisvolle, ja Sagenhafte des heutigen Wartburgkreises scheint immer wieder im Mittelpunkt seiner lyrischen Betrachtungen zu stehen. Und so auch der Hörselberg. Die markanten Felsformationen, die immer wieder die üppige Bewaldung durchbrechen und diese zu verdrängen scheinen, stehen hier Pate für das Phantastische und Unberechenbare. Auch das Vergangene, Wünsche und Träume finden sich auf archetypische Weise in dem Gedicht wieder. Der Berg und die Natur scheinen vermenschlicht, oder aber in umgekehrter Weise, der Mensch naturalisiert, der Natur angepasst.

Anette Huber-Kemmesies  

Der große Hörselberg
Der große Hörselberg

 

Hörselberg

Du Fabelhafter! Von dem Rachefeuer
Ist nun Dein hohles Eingeweide leer;
Kein Geisterschwarm erscheint, kein Ungeheuer,
Kein finstrer Mann an Deiner Pforte mehr;
Nur, gleich den Spuren alter Abenteuer,
Läuft dunkle Schrift um Deine Scheitel her.
Ich seh' die Furchen, klopf' an Deine Stufen;
Ich klopfe drei Mal. Kann ich wach Dich rufen?

Dein Rücken raget still zum Abendhimmel,
Wo jetzt ein Wolkengürtel blitzend loht.
Wo bleibt das schöne Weib, das vom Gewimmel
Herausgetreten, oft Versuchung droht?
Wo ist der Warner mitten im Getümmel?
Vorüber ist Dein Bann und Dein Gebot.
Frei wurden Mönch und Nonne, Fürst und Kaiser,
Vasall und Räuber und auch - der Tannhäuser.

Du Geisterberg, Du liegst im festen Schlafe,
Mit dieser Welt, der unsrigen, entzweit,
Ein fremder nun, ein abgeschiedner Sklave,
Verstoßen von der hellen, kalten Zeit!
Dein Schatten gibt auf ausgebrannter Lave
Der Sonne jetzt im Sinken des Geleit.
Und Dämmerung kommt. Da fühlst Du wieder Leben;
Das Märchen singt - und Traumgestalten schweben!

 

(Quelle: Philipp Heinrich Welcker: Thüringer Lieder. Hgg. von J.G. Müller, Gotha 1831.)

*****

Bildquellen:

Blick von Schönau zur Westwand am Großen Hörselberg., Metilsteiner, (CC BY 3.0) Wikipedia

  Das Panorama des Großen Hörselberg vom Aussichtspunkt, Metilsteiner, GFDL, Wikipedia

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